Gewöhnliche Wegwarte – Bestimmen, sammeln und verwenden
Steckbrief, Bilder & Beschreibung der Pflanze sowie ihrer essbaren Teile und deren Nutzen für Ernährung und Gesundheit
Die Gewöhnliche Wegwarte (Cichorium intybus), auch Zichorie genannt, ist eine Pflanzenart aus der Familie der Korbblütler (Asteraceae). Sie wächst in Mitteleuropa häufig an Wegrändern. Kulturformen sind Chicorée, Zuckerhut (Fleischkraut), Radicchio und die Wurzelzichorie. Essbar/essbare Teile!
Informationskategorien zu dieser Wildpflanze
Wildpflanzen-Steckbrief „Gewöhnliche Wegwarte“
Botanischer Name: Cichorium intybus
Deutscher Name: Gewöhnliche Wegwarte
Familie: Korbblütler (Asteraceae)
Gattung: Wegwarten (Cichorium)
Art: Gemeine Wegwarte
Weitere Synonyme/Volksnamen: Zichorie, Gemeine Wegwarte;
Hauptblütezeit: Juli bis September;
Blütenfarbe: hellblau/blau (selten weiß);
Vorkommen: Die Gewöhnliche Wegwarte ist in Europa, Westasien und Nordwestafrika heimisch, daneben wurde sie in Afrika, Nord- und Südamerika eingeschleppt.
Verbreitungsschwerpunkt: In Mitteleuropa wächst sie in Weiden, auf Ruderalstellen und Äckern. Entlang von Wegen und Straßen siedelt sie charakteristisch in Wegrand- und Trittpflanzengesellschaften. Sie kommt vorwiegend auf frischen bis eher trockenen, nährstoffreichen Böden vor und erträgt auch einen gewissen Salzgehalt.
Wuchshöhe: ca. 30 cm bis 150 cm;
Typisch: Sparrige, steife Pflanze mit 3-5 cm großen Körbchen, diese nur mit Zungenblüten;
Sammelgut/essbare Teile: Blätter, Blüten, Stängel, Wurzeln;
Energiereiche Teile: Wurzeln;
Inhaltsstoffe: Bitterstoffe, Aesculetin, Aesculin, Cichoriin, Umbelliferon, Scopoletin und 6,7-Dihydroxycumarin sowie weitere Sesquiterpenlactone und deren Glykoside. Inulin (in den Wurzeln);
Nötige Ver-/Bearbeitung: Blätter/Blüten roh, Stängel gedünstet/gekocht, Wurzeln geröstet oder gekocht;
Verwechslungsgefahr: xxx
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Bestimmung & Sammeln | Küche & Rezepte | Medizin & Heilung
Bestimmung/Beschreibung der Wildpflanze
Erscheinungsbild: Die Gewöhnliche Wegwarte ist eine ausdauernde, krautige Pflanze (Hemikryptophyt), die Wuchshöhen von 30 bis 150 cm erreicht. Sie besitzt eine tiefreichende Pfahlwurzel. Die Stängel stehen sparrig-ästig.
Blätter: Die Grundblätter und die unteren Stängelblätter sind schrotsägeförmig fiederschnittig, ihre Unterseite ist borstig behaart. Die Grundblätter sind 8 bis 25 cm lang und 1 bis 7 cm breit. Die oberen Stängelblätter haben eine länglich-lanzettliche Form, sind fiederspaltig bis ungeteilt und sind ohne Blattstiel sitzend mit geöhrtem Blattgrund.
Blüte: Die Blütenköpfchen bestehen nur aus Zungenblüten. Sie haben einen Durchmesser von 3 bis 5 cm, die seitlichen stehen meist zu zweit bis fünft. Sie sind kurz gestielt oder sitzend. Die Köpfchenhülle ist zweireihig, wobei die äußeren Hüllblätter kürzer sind und deutlich abstehen. Die Hüllblätter sind meistens drüsenhaarig. Die Zungenblüten sind himmelblau, selten auch weiß gefärbt; Sie sind nur morgens von ca. 6 bis 11 Uhr geöffnet. Blütezeit ist von Juni bis Oktober
Früchte/Samen: Die Achänen sind 2 bis 3 mm lang, eilänglich, eher kantig und haben keinen deutlich ausgeprägten Pappus; dieser besteht nur aus kurzen, eher unscheinbaren Schüppchen.
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Heilwirkung & medizinische Nutzung
Diese Pflanzenart wird seit spätestens dem Mittelalter zur Arzneimittelherstellung genutzt.
Paracelsus empfiehlt sie bereits als schweißtreibend, Kneipp bei Magen-, Darm- und Lebererkrankungen. In der Pflanzenheilkunde wird sie zur Stimulierung und zur Heilung von Milz, Leber und Galle eingesetzt, wird aber auch zur allgemeinen Reinigung bei Hautkrankheiten und Ekzemen angewendet.
Volkstümliche Anwendungen umfassen Appetitanregung (ganze Pflanze), Stimulierung der Sekretion von Verdauungssäften und abführende Wirkungen. Gegen Appetitlosigkeit und bei dyspeptischen Beschwerden ist die Wegwarte in Deutschland als Arzneimittel zugelassen. Bei der Appetit- und Verdauungsanregung dürften die bitteren Guajanolide wirksam sein. Bei anderen Anwendungsgebieten ist die Wirksamkeit wenig belegt.
👉 HINWEIS: Die Heilwirkungen und Anwendungen von Wild- und Wiesenkräutern sind vor allem in der Phytotherapie und Homöopathie anerkannt. Auf meinen Seiten gebe ich einen Überblick über die wichtigsten Pflanzen und ihre Eigenschaften. Wer sich tiefergehend mit der Heilkraft der Pflanzen beschäftigen möchte, findet hier meine Fachbücher-Empfehlungen.
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Essbarkeit & Verwendung in der Küche
Wurzeln: Am bekanntesten ist wohl die Verwendung als Kaffeeersatz (Zichorienkaffees (→ Muckefuck)). Für diesen werden die Wurzeln im Herbst des ersten Jahres geerntet, geschabt, in Stücke geschnitten, getrocknet, geröstet und gemahlen und wie Kaffee aufgebrüht. (Hier gibt es ein Anleitungsvideo für die Kaffee-Produktion.) Wegwartenkaffee gibt es auch im Handel. Für seine Gewinnung werden natürlich keine Wurzeln von wild wachsenden Wegwarten genutzt, sondern eine Varietät (Cichorium intybus L. var. sativum DC = Wurzelzichorie, Kaffeezichorie) von dieser.
Die Wurzeln eignen sich auch als Koch-, Back- oder Pfannengemüse. Hierfür schält man sie, schneidet sie klein und wässert sie vor der Zubereitung für etwa zwei Stunden. (Für Kaffee und Kochen eignen sich nur Wurzeln von Pflanzen die in ihrem ersten Lebensjahr sind. Eine Verwendung geht von etwa September bis in den Frühling des zweiten Jahres. Danach verholzen die Wurzeln.)
Blätter und Triebspitzen: Ganz junge Blätter (etwa im April) eignen sich als Grundlage für Salate. Etwas ältere Blätter (April bis Juli) können noch für Spinat, Gemüsegerichte, Suppen und Saucen verwendet werden. Noch später werden die Blätter sehr bitter und sie sollten – unabhängig für was sie genutzt werden sollen – gewässert oder blanchiert werden. (Wasser wegleeren).
Blütenstängel: Junge zarte Pflanzenstängel (etwa April bis Juli zu finden) können als gedünstetes Pfannengemüse gereicht werden oder mit Teig ummantelt gebraten werden.
Blüten: Gezupft ergeben sie eine schon anzusehende essbare Streudekoration für Salate und vielerlei Gerichte.
Samen: xxx
Geschmack: Die Pflanze schmeckt feinbitter und saftig (erinnert an Chicorée). Die Wurzel hat durch das enthaltene Inulin einen geschmeidig weichen Geschmack.
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Geschichtliches zu dieser Wildpflanze
Die Bestäubung erfolgt durch Insekten, vor allem durch Bienen und Schwebfliegen. Die auffälligen Blütenstände sind nur vormittags und jeweils nur für einen Tag geöffnet. Sind sie geschlossen, hebt sich die Pflanze kaum noch gegen ihre Umgebung ab.
Chicorée/Salatzichorie/Radicchio (Kulturform der Wegwarte)
Wie der Name bereits sagt, findet die Salatzichorie als Lebensmittel in der Küche Verwendung, ist als solches allerdings eine „Erfindung“ erst des 19. Jahrhunderts. Nach einer Überlieferung zog der Chefgartenbauer am Botanischen Garten in Brüssel, Bresier, 1846 die ersten Chicoréesprossen. Die Wurzeln ließ er zwar noch im Freiland wachsen, zum Sprossen verhüllte er sie jedoch lichtdicht, so dass sie möglichst wenig Bitterstoffe entwickelten. Nach einer anderen Version soll diese Art des Treibens auf eine zufällige Beobachtung zurückgehen: Als belgische Bauern 1870 ihre Zichorienwurzeln infolge ungewöhnlich hoher Ernte im Gewächshaus einschlugen, entdeckten sie während des Winters die kräftigen Knospen.
Für den Salat werden nur die Sprösslinge genutzt. Die rübenartigen Wurzeln werden daher im November eingegraben und abgedeckt, während des Winters treiben dann aus den Achseln der vorher eingekürzten Blätter und aus den Terminalknospen 15 bis 20 cm lange und bis 5 cm dicke spindelförmige feste Knospen aus. Durch den Lichtschutz sind sie bleich und zart. Sie werden als Salat oder Gemüse zubereitet.
Videobeitrag zu „Gewöhnliche Wegwarte“
Noch mehr Informationen und Bestimmungsvideos zur Wegwarte findest du im YouTube-Kanal von pflanzen-vielfalt.NET. Durch kurze Videos kannst du den gesamten Lebenszyklus dieser Wildpflanze verfolgen. Außerdem kannst du viele weitere heimische (essbare) Wildkräuter, Bäume und Sträucher in ihrem Werden und Vergehen kennen und bestimmen lernen.
Quellen und weitere Informationen
- Enzyklopädie Essbare Wildpflanzen – von Steffen Guido Fleischhauer
- Essbare Wildpflanzen – 200 (essbare & gifte) Arten bestimmen und verwenden
- de.wikipedia.org – voll mit Wildkräuter & Wildpflanzen-Wissen
- www.biolib.de (Illustrationen von Wildkräutern und anderen Pflanzen)
- www.floraweb.de – Botanikseite vom Bundesamt für Naturschutz (BfN)
- viele weiter Webseiten & Bücher/Büchlein über essbare/giftige Wildpflanzen
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