Schwarze Tollkirsche – Erkennen/Bestimmen
Steckbrief, Bilder & Beschreibung der Pflanze. Diese Pflanze ist GIFTIG und NICHT für die menschliche Ernährung geeignet
Die Tollkirschen (Atropa) sind eine Gattung aus der Familie der Nachtschattengewächse (Solanaceae). Die einzige in Mitteleuropa heimische Art ist die Schwarze Tollkirsche (Atropa belladonna). Sowohl Wurzeln, Sprossachsen, Blätter als auch Früchte enthalten eine große Menge an Alkaloiden (Giftstoffen). Folgend wird die „Schwarze Tollkirsche“ näher beschrieben. Stark giftig!
Informationskategorien zu dieser Wildpflanze
Wildpflanzen-Steckbrief „Schwarze Tollkirsche“
Botanischer Name: Atropa belladonna
Deutscher Name: Schwarze Tollkirsche
Familie: Nachtschattengewächse (Solanaceae)
Gattung: Tollkirschen (Atropa)
Art: Schwarze Tollkirsche
Weitere Synonyme/Volksnamen: Echte Tollkirsche, Schwindelkirsche, Schlafkirsche, Teufelskirsche, Walkerbeere, Irrbeere, Wutbeere, Wolfsbeere, Teufelskraut oder Tollkraut, und eine Reihe weiterer regional sehr unterschiedlicher volkstümlicher Namen;
Hauptblütezeit: Juni bis August;
Blütenfarbe: braunviolett bis grünlich;
Blütenform/Anzahl: glockige Einzelblüten;
Frucht-/Samenreife: August bis Oktober;
Vorkommen: Das Verbreitungsgebiet erstreckt sich von Skandinavien, West- und Südeuropa und den Balkan über Kleinasien bis nach Nordafrika und den Iran. Vorkommen auf den Britischen Inseln werden als kaum ursprünglich eingeschätzt, solche in Nordafrika gelten als eingeführt.
Verbreitungsschwerpunkt: Die Tollkirsche bevorzugt nährstoffreiche Kalk-, Porphyr- und Gneisböden. Man findet sie häufig auf Waldlichtungen von Laub- und Nadelwäldern, an Waldrändern und auf Brachflächen bis in Höhenlagen von 1700 Metern.
Wuchshöhe: ca. 50 cm bis 150 cm (Einzelexemplare gar bis 200 cm);
Typisch: Braunviolette bis grünliche, glockige Blüten, glänzend schwarze, kirschgroße Früchte, Blüten, unreife (grüne) und reife Früchte lange Zeit gleichzeitig vorhanden.
Sammelgut/essbare Teile: NICHT für die menschliche Ernährung geeignet. Stark giftig!
Energiereiche Teile: xxx
Inhaltsstoffe: In der Frucht sind Hyoscyamin (Atropin), Scopolamin, Apoatropin, Belladonnin und Scopoletin enthalten. In den Blättern befinden sich zwischen 0,5 % und 1,5 %, in den Wurzeln 0,85 %, im Samen 0,8 %, in den Früchten 0,65 % und in der Blüte 0,4 % Tropan-Alkaloide.
Nötige Ver-/Bearbeitung: xxx
Verwechslungsgefahr: xxx
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Bestimmung/Beschreibung der Wildpflanze
Erscheinungsbild/Merkmale: Bei der Schwarzen Tollkirsche handelt es sich um eine ausdauernde, krautige Pflanze, die gewöhnlich Wuchshöhen zwischen 50 cm und 1,50 m erreicht. Sind die Standortbedingungen günstig, können auch 2 Meter hohe Exemplare beobachtet werden. Als Speicherorgan dient eine rübenförmige, verdickte Hauptwurzel.
Die reich verzweigte Pflanze zeigt ein kräftiges Erscheinungsbild. Der stumpfkantige, oft etwas rötlich angelaufene und leicht gerillte Stängel wächst aufrecht und weist eine feine Behaarung auf. Sein ästiges Aussehen ist auf die Art der Verzweigung zurückzuführen. Bei ungefähr einem Meter Höhe werden erstmals Zweige gebildet. Der Spross spaltet sich hier gewöhnlich in drei waagrecht abstehende Äste, die sich wiederum zweigabelig teilen.
Blätter: Die kurz gestielten, sommergrünen Laubblätter können eine Länge von bis zu 15 cm und eine Breite bis etwa 8 cm entwickeln. Die Spreite ist oval bis elliptisch geformt und läuft lanzettlich zugespitzt aus. Der Blattrand ist meist ganzrandig. Die Blattoberseite besitzt eine grün-bräunliche Färbung mit eingesenkter, gefiederter Aderung; die Blattunterseite ist grün-gräulich gefärbt. Die Blattadern treten hier stärker hervor. Jüngere Blätter bilden eine reichliche Behaarung aus, ältere Blättern weisen meist nur auf der Aderung der Blattunterseite eine flaumige schwache Behaarung auf.
Blüte: Die zwittrigen Blüten der Schwarzen Tollkirsche entspringen einzeln, seltener zu zweit oder in dreiblütigen Wickeln scheinbar den oberen Blattachseln der Laubblätter. Die Blüten sind waagrecht orientiert, ihre Länge beträgt etwa drei Zentimeter. Die Schwarze Tollkirsche besitzt ein doppeltes Perianth. Der bleibende, während der Blüte glockige Kelch ist flaumig behaart. Er ist bis zu zwei Drittel seiner Länge eingeschnitten. Die fünf Kelchlappen besitzen eine ovale, nach oben spitz zulaufende Form. Die glockig-röhrenförmige, mit feinen Haaren besetzte Krone ist an der Außenseite braun-violett gefärbt, die Innenseite weist eine gelbgrüne Färbung mit purpurroter Äderung auf. Sie besitzt einen fünfzipfeligen Saum, der nach außen leicht zurückgerollt ist. Die Blütezeit erstreckt sich von Juni bis August.
Hauptbestäuber sind Bienen und Hummeln. Bei der Suche nach Nektar kriechen sie in die Blüte hinein. Dabei wird von einer anderen Blüte mitgebrachter Pollen an der Narbe abgestreift. Nach erfolgter Bestäubung verwelken Griffel und Krone relativ schnell.
Früchte/Samen: Die im unreifen Zustand grüne Beere ist im Reifestadium durch Anthocyane schwarz. Der Aufbau der Frucht gleicht einer Tomate, auch wenn sie viel kleiner ist. Die 10 bis 15 Millimeter großen, kugeligen Beeren zeigen eine schwarze, lackartig glänzende Oberfläche. Die Fruchtwand ist bei Reife saftig-fleischig. Das Fruchtfleisch besitzt eine blaurote Färbung. Die beiden Fruchtfächer enthalten zahlreiche ovale, braune Samen. Sie sitzen der mittlerweile vergrößerten hellgelben Plazenta an. Auch der Kelch ist etwas vergrößert. Wie ein ausgebreiteter Stern umgibt er die reife Frucht. Die Beeren reifen von August bis Oktober.
Ausbreitung: Die Samen werden meist von Vögeln endochor (Verdauungsausbreitung) ausgebreitet. Besonders Drosseln, Amseln und Spatzen, aber auch Mönchsgrasmücke, Star und Fasan wurden beim Verspeisen der Früchte beobachtet. Auch Schnecken knabbern die Früchte an. Die dabei aufgenommenen kleinen Samen werden etwa 10 bis 12 Stunden später unversehrt ausgeschieden.
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Heilwirkung & medizinische Nutzung
Für das Klassische Altertum konnte die medizinische Verwendung der Schwarzen Tollkirsche nicht mit Sicherheit nachgewiesen werden. In der älteren Volksmedizin sind äußerliche Anwendungen belegt. In mittelalterlichen Kräuterbüchern steht die „unsinnig und tollmachende“ Wirkung der Pflanze im Mittelpunkt.
Das aus der Schwarzen Tollkirsche gewonnene Atropin wird heutzutage in der Medizin genutzt. Die enthaltenen Alkaloide besitzen eine anticholinerge Wirkung. Die Droge findet bei kolikartigen Schmerzen des Gastrointestinaltraktes und der Gallenwege Anwendung. Die Reinalkaloide und ihre chemisch abgewandelten Derivate werden bei spastischer Obstipation, Koliken des Magen-, Darmtrakts der Galle und ableitenden Harnwege eingesetzt.
In der Augenheilkunde wird die mydriatische Wirkung zur Pupillenerweiterung genutzt. Eingesetzt wird sie als Therapeutikum, wegen der lang anhaltenden Wirkung erfolgt keine Anwendung in der Augen-Diagnostik.
Die Intensivmedizin verwendet sie bei Vergiftungen mit Acetylcholinesterasehemmern sowie bei vorbereitenden Maßnahmen zur Operation, um Speichel- und Magensäureproduktion bei der Narkoseeinleitung herabzusetzen.
Inhaltsstoffe der Wurzel dienen zur Herstellung eines Medikaments gegen die Parkinson-Krankheit. In Europa wurde hierfür keine Zulassung erteilt.
In der Homöopathie findet die schwarze Tollkirsche unter dem Namen Belladonna Verwendung als Ausgangsstoff in diversen Arzneimitteln.
ACHTUNG: Die Schwarze Tollkirsche ist stark giftig! Hände weg von medizinischen Selbstversuchen.
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Essbarkeit & Verwendung in der Küche
ACHTUNG: Die Schwarze Tollkirsche ist STARK GIFTIG! NICHT für die menschliche Ernährung geeignet!
Eine Vergiftung mit der Schwarzen Tollkirsche verläuft in Abhängigkeit von der Menge der Atropindosis (mg) etwa in folgenden Stadien: Zwischen 0,5 und 1 Milligramm tritt Mundtrockenheit auf. Von 1 bis 3 Milligramm ist eine Erweiterung der Pupillen zu beobachten. Zwischen 3 und 5 Milligramm kommen Symptome wie Intoxikation, Sehstörungen, Hitzegefühle und Tachykardie hinzu. Nach starker Erregung kann bei höherer Dosis, begleitet von Fieber, ein Koma erfolgen und der Tod durch Atem- und Herzstillstand eintreten.
Bei Kindern wird die letale (tödlich wirkende) Dosis bei drei bis vier Beeren angegeben, bei Erwachsenen bei 10 bis 12 Beeren. Dies entspricht etwa 1,4 mg pro Kilogramm Körpergewicht. Vergiftungserscheinungen durch die Blätter können bereits ab 0,3 g auftreten. Der Gesamtgehalt an Alkaloiden einer Pflanze ist abhängig vom Standort und vom Zeitpunkt der Ernte.
Vergiftungen können innerhalb der ersten Stunde nach Aufnahme des Gifts mit Magenspülungen behandelt werden. Zusätzlich oder allein kann medizinische Kohle verabreicht werden. Das spezifische Antidot ist Physostigminsalicylat.
Wurzeln: xxx
Blätter und Triebspitzen: xxx
Blütenstängel: xxx
Blüten: xxx
Samen: xxx
Geschmack: Der Geschmack der reifen und saftigen Tollkirschenfrucht ist leicht süßlich, etwas bitter und leicht adstringierend, er hinterlässt ein pelziges Gefühl im Mund. Dieser „Wohlgeschmack“ (oder zumindest nicht „Unwohlgeschmack“) macht die Kirschen so gefährlich, da ihr Geschmack keine, der Giftigkeit entsprechende, „Warnung“ enthält.
Tauglichkeit für Grüne-Smoothies: xxx
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Geschichtliches zu dieser Wildpflanze
Der Gattungsname Atropa entspringt der griechischen Mythologie. Die griechische Göttin Atropos gehört zu den drei Schicksalsgöttinnen und ist diejenige, die den Lebensfaden durchschneidet. Die Herkunft des Artepithetons belladonna ist nicht ganz geklärt. Oft wird es mit dem italienischen Begriff belladonna für „Schöne Frau“ assoziiert, da der Saft eine pupillenvergrößernde Wirkung besitzt und früher zu Schönheitszwecken von Frauen eingesetzt worden ist.
Der deutsche Trivialname ‚Tollkirsche‘ bezieht sich nicht auf den heute positiv besetzten umgangssprachlichen Ausdruck „Toll!“, sondern auf die Auslösung von Tollheit (Wildheit, unkontrolliertes Verhalten) bei Mensch und Tier nach Aufnahme subletaler Mengen der halluzinogenen Wirkstoffe der Pflanze.
Im Volksglauben galt die Schwarze Tollkirsche als eine alte Zauberpflanze, und ihr wurden magische Kräfte zugeschrieben. Im Umgang mit der Pflanze waren häufig bestimmte Zeremonien einzuhalten.
Extrakte der Schwarzen Tollkirsche gelten auch als Zutat der sogenannten Hexensalben.
Videobeitrag zu „Schwarze Tollkirsche“
Auf dem Kanal von pflanzen-vielfalt.NET findest du noch mehr Bestimmungsvideos für die Schwarze Tollkirsche. Mit Hilfe von kurzen Videos kannst du diese Wildpflanze über ihren gesamten Lebenszyklus kennen lernen. Im YouTube-Kanal findest du außerdem Videos, die die Bestimmung von vielen weiteren heimischen (essbaren) Wildkräutern, Bäumen und Sträuchern erleichtern.
Quellen und weitere Informationen
- Enzyklopädie Essbare Wildpflanzen – von Steffen Guido Fleischhauer
- Essbare Wildpflanzen – 200 (essbare & gifte) Arten bestimmen und verwenden
- de.wikipedia.org – voll mit Wildkräuter & Wildpflanzen-Wissen
- www.biolib.de (Illustrationen von Wildkräutern und anderen Pflanzen)
- www.floraweb.de – Botanikseite vom Bundesamt für Naturschutz (BfN)
- viele weiter Webseiten & Bücher/Büchlein über essbare/giftige Wildpflanzen
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