Geflecktes Lungenkraut – Erkennen, sammeln und verwenden
Steckbrief, Bilder & Beschreibung der Pflanze sowie ihrer essbaren Teile und deren Nutzen für Ernährung und Gesundheit
Die Lungenkräuter (Pulmonaria) bilden eine Pflanzengattung der Familie der Raublattgewächse (Boraginaceae). Diese Gattung umfasst, je nach Autorenauffassung, etwa 14 bis 20 Arten. Eine bekannte Pulmonaria-Art ist das Echte Lungenkraut (Pulmonaria officinalis), das im Volksmund auch Hänsel und Gretel oder Adam und Eva genannt wird. Eben dieses wird auf dieser Seite beschrieben. Essbar/essbare Teile! (Achtung: enthält wahrscheinlich Pyrrolizidinalkaloide. Hinweise auf dieser Seite dazu beachten!)
Informationskategorien zu dieser Wildpflanze
Wildpflanzen-Steckbrief „Geflecktes Lungenkraut“
Botanischer Name: Pulmonaria officinalis
Deutscher Name: Geflecktes Lungenkraut
Familie: Raublattgewächse (Boraginaceae)
Gattung: Lungenkräuter (Pulmonaria)
Art: Geflecktes Lungenkraut
Weitere Synonyme/Volksnamen: Echtes Lungenkraut, Geflecktes Lungenkraut, Gebräuchliches Lungenkraut, Hänsel und Gretel, Adam und Eva, Blaue Schlüsselblume, Ungleiche Schwestern; (Es gibt eine Menge weiterer Trivialnamen, diese sind jedoch in ihrer Bekanntheit/Nutzung stark regional begrenzt.)
Hauptblütezeit: März bis April;
Blütenfarbe: erst rosa, dann violett, später blauviolett;
Blütenform/Anzahl: radiärsymmetrische fünfzählige rot/blaue Blüte;
Frucht-/Samenreife: Mai bis Juni;
Vorkommen: Das Gefleckte Lungenkraut ist in weiten Teilen Europas verbreitet: westlich bis zu den Ardennen, nördlich bis in die Niederlande, Dänemark und Mittelschweden. Sie fehlt in Norwegen, auf den britischen Inseln ist sie nur eingebürgert. Östlich findet man das Gefleckte Lungenkraut bis Mittelrussland und den Kaukasus, südlich kommt es auf dem nördlichen Balkan und bis Mittelitalien vor.
Verbreitungsschwerpunkt: Das Gefleckte Lungenkraut wächst in krautreichen Laub- und Buchenmischwäldern sowie deren Rändern vom Flachland bis ins Gebirge bis in Höhenlagen von etwa 1300 Metern. Im Süden ist es häufiger als im Norden. Es gedeiht am besten auf frischen, nährstoff- und basenreichen, meist kalkhaltigen, steinigen oder reinen Ton- und Lehmböden.
Wuchshöhe: ca. 10 cm bis zu 40 cm;
Lebensdauer: mehrjährig (ausdauernde, krautige Pflanze);
Typisch: Gefleckte/Gepunktete Blätter, Blüten wandeln ihre Farbe von Rosa, über Violett zu Blauviolett, Pflanze abstehend behaart;
Sammelgut/essbare Teile: Blätter, Blüten;
Energiereiche Teile: xxx
Inhaltsstoffe: Schleimstoffe, Flavonoide, Mineralstoffe, Gerbstoffe, Allantoin, Vitamin C, ev. Pyrrolizidinalkaloide;
Nötige Ver-/Bearbeitung: kann roh verwendet werden (Rohkost-Tauglich); Hinweis: Das Gefleckte Lungenkraut enthält ev. leberbeeinträchtigene Pyrrolizidinalkaloide. Der gelegentliche Verzehr wird jedoch als unbedenklich eingestuft.
Verwechslungsgefahr: Weiches Lungenkraut (Blätter sind hier ungefleckt);
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Bestimmung & Sammeln | Küche & Rezepte | Medizin & Heilung
Bestimmung/Beschreibung der Wildpflanze
Erscheinungsbild: Das Gefleckte Lungenkraut ist eine ausdauernde krautige Pflanze.
Blätter: Die am Stengel sitzenden Blätter sind herz- bis eiförmig und haben eine ganzrandige oder feingezahnte und sehr rau behaarte Spreite. Die Spreite weist eine Länge von bis zu 12 cm und eine Breite von bis zu 7 cm auf, ist häufig hell gefleckt, oberseits dunkelgrün und unterseits hellgrün (mit leichtem Grau) gefärbt und ist durch einen hervortretenden Mittelnerv gekennzeichnet.
Die Grundblätter stehen oft über den Winter, können aber auch fast verschwinden. Voll entwickelte, diesjährige, Grundblätter sind frischgrün und haben kräftige rundliche, scharf berandete weiße Flecken. Die Oberseite der Blätter ist mit winzigen Stachelhöckern und nur wenigen Borstenhaaren versehen. Die Grundblätter sind lang gestielt mit einer etwa 10 cm langen, eiförmig-spitzen Laubblattspreite.
Blüten: Die zwittrigen Blüten sind radiärsymmetrisch und fünfzählig mit doppelter Blütenhülle. Der fünf Kelchblätter sind bis mindestens zur Hälfte ihrer Länge verwachsen und der bei der frisch geöffneten Blüten ist der Kelch V-förmig und etwa doppelt so lang wie breit. Die Blütenkrone ist anfangs rot, färbt sich später während der Anthese durch Änderung des ph-Wertes innerhalb der Blütenblätter nach Blau um. Die Blüten sind verschiedengrifflig und selbststeril. Die Blütezeit liegt zwischen März und Mai.
Samen/Früchte: Zwei Fruchtblätter sind zu einem oberständigen Fruchtknoten verwachsen, der durch eine falsche Scheidewand in vier Fächer (Klausen) geteilt wird. Die Klausenfrucht zerfällt in vier Klausen. Die Klausen sind mit einem Elaiosom genannten Ölkörper versehen. Sie werden durch Ameisen ausgebreitet. Der Fruchtstängel neigt sich bei der Reife zur Erde und die Frucht wird dadurch zum Selbstaussäer. Fruchtreife erfolgt zwischen Mai und Juni.
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Heilwirkung & medizinische Nutzung
In der Schulmedizin wird das Lungenkraut heute praktisch nicht verwendet. Einerseits liegt das daran, dass die nachteilige Wirkung und Konzentration der möglicherweise enthaltenden Pyrrolizidinalkaloide nicht ausreichend geklärt ist. Andererseits liegen kaum wissenschaftliche Untersuchungen vor, die die volksmedizinischen Anwendungen belegen könnten.
In der Liste der Monographien der Kommission-E (Phyto-Therapie/Pflanzenheilkunde**) wurde das Gefleckte Lungenkraut negativ bewertet. Es konnten keine pharmakologischen Wirkungen nachgewiesen werden.
Die Erfahrungsmedizin/Alternativmedizin* schreibt dem Gefleckten Lungenkraut jedoch eine Vielzahl an Heilwirkungen zu.
Volkstümliche Anwendungsgebiete: Innerlich bei Erkrankungen und Beschwerden der Atemwege, des Magen-Darm-Traktes, der Niere und der ableitenden Harnwege sowie äußerlich als Wundheilmittel. Ein Nachweis einer Wirksamkeit fehlt. Infolge des Gehalts an im Allgemeinen reizlindernd wirkenden Schleimstoffen erscheint die Anwendung bei Atemwegserkrankungen jedoch plausibel. Gleiches gilt aufgrund des Gehalts an Gerbstoffen für die Verwendung zur Wundbehandlung. Die in der Vergangenheit übliche Anwendung bei Lungenkrankheiten wie z. B. Tuberkulose ist heute auch in der Volksheilkunde nicht mehr gebräuchlich.
Droge: Das ganze oder geschnittene, getrocknete Kraut.
Dosierung und Art der Anwendung: Zur Teezubereitung werden 1,5 g (etwa zwei Teelöffel) der fein geschnittenen Droge mit 250 ml kaltem Wasser angesetzt und kurz aufgekocht oder mit kochendem Wasser übergossen und nach 5 bis 10 Minuten durch ein Teesieb gegeben. Mehrmals täglich eine Tasse Tee schluckweise trinken.
Gegenanzeigen: Keine bekannt.
Unerwünschte Wirkungen: Keine bekannt.
Wechselwirkungen mit anderen Mitteln: Keine bekannt.
* Erfahrungsmedizin/Alternativmedizin: Wirkung durch Evidenz-basierte Untersuchungen NICHT bestätigt (oder noch nicht erforscht). Auch die Homöopathie ist in diesem Bereich beheimatet.
** Phyto-Therapie/Pflanzenheilkunde : Wirkung durch Evidenz-basierte Untersuchungen bestätigt/begründet. Schulmedizinisch anerkannte und angewandt.
👉 HINWEIS: Die Heilwirkungen und Anwendungen von Wild- und Wiesenkräutern sind vor allem in der Phytotherapie und Homöopathie anerkannt. Auf meinen Seiten gebe ich einen Überblick über die wichtigsten Pflanzen und ihre Eigenschaften. Wer sich tiefergehend mit der Heilkraft der Pflanzen beschäftigen möchte, findet hier meine Fachbücher-Empfehlungen.
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Essbarkeit & Verwendung in der Küche
ACHTUNG: Die Pflanze enthält ev. Pyrrolizidinalkaloide. Diese stehen in Verdacht leberschädigend zu wirken, somit sollte die Pflanze eher vorsichtig verwendet werden. Es liegt im eigenen Ermessen wie man mit der Giftigkeitszuordnung umgeht. Außerdem steht die Pflanze regional unter Schutz!
Wurzeln: xxx
Blätter und Triebspitzen: Junge Blätter (von März bis April) eigenen sich gut als Zutat für Salate. Sie sind zart und saftig. Altere Blätter eigenen sich (bis in den August hinein) als Beigabe für Spinat und anderen Gemüsegerichten, sowie für Suppen und Saucen. (Die Blätter bleiben auch über den Winter hin erhalten, aber ab dem Herbst sind sie, alleine schon wegen ihrer optischen Erscheinung, nicht mehr für den Verzehr geeignet.)
Blütenstängel: xxx
Blüten: Die blauroten und violetten Blüten können (samt Stielen), klein geschnitten, in Kräutertopfen eingerührt oder getrocknet (hier am besten nur die Blüten) in Teemischungen verwendet werden.
Samen: xxx
Geschmack: Erinnert etwas an Gurke.
Tauglichkeit für Grüne-Smoothies: Blätter wie Blüten (samt Stielen) passen auch in größerer Menge gut in Smoothies (ohne diese mit ihrem Geschmack zu „erschlagen“).
👉 ANMERKUNG: Dies ist nur eine Auswahl von vielen möglichen Anwendungen. Auf meiner Seite findest du einfache und verständliche Informationen über verschiedene Pflanzen. Ich gebe dir keine Rezepte, aber hier kannst du viele tolle Wildkräuter-Kochbücher finden, wenn du gerne kochst.
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Geschichtliches zu dieser Wildpflanze
Die Blüten sind Anfangs rot-purpurn und später violettblau gefärbt. Sie besitzen eine hohe UV-Reflexion. Die Krone bleibt etwa sechs bis acht Tage erhalten, nach 3 bis 4 Tagen erfolgt der Farbwechsel.
Die Bestäuber – es ist zunächst vor allem die langrüsselige Wildbienenart Anthophora plumipes, später eine weitere Art aus derselben Gattung – bevorzugen die jungen roten Blüten, die mehr Nektar enthalten als die blauen. Der Nektar ist durch einen Haarsaum an den relativ kleinen Schlundschuppen am Eingang der Kronröhre geschützt und wegen der etwa 1 Zentimeter langen Kronröhre nur langrüsseligen Bienenverwandten und Schmetterlingen zugänglich.
Videobeitrag zu „Geflecktes Lungenkraut“
Weitere Bestimmungsvideos für das Gefleckte Lungenkraut findest du auf dem YouTube-Kanal von pflanzen-vielfalt.NET. Begleite dieses Wildkraut durch die Jahreszeiten und lerne es anhand der Blätter, Blüten und Früchte ganzjährig zu bestimmen. Auch viele weitere heimische (essbare) Wildpflanzen, Bäume und Sträucher werden für Bestimmung und Nutzung näher gebracht.
Quellen und weitere Informationen
- Enzyklopädie Essbare Wildpflanzen – von Steffen Guido Fleischhauer
- Essbare Wildpflanzen – 200 (essbare & gifte) Arten bestimmen und verwenden
- de.wikipedia.org – voll mit Wildkräuter & Wildpflanzen-Wissen
- www.biolib.de (Illustrationen von Wildkräutern und anderen Pflanzen)
- www.floraweb.de – Botanikseite vom Bundesamt für Naturschutz (BfN)
- viele weiter Webseiten & Bücher/Büchlein über essbare/giftige Wildpflanzen
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