Rote Lichtnelke – Bestimmen, sammeln und verwenden
Steckbrief, Bilder & Beschreibung der Pflanze sowie ihrer essbaren Teile und deren Nutzen für Ernährung und Gesundheit
Die Leimkräuter (Silene) bilden eine artenreiche Pflanzengattung innerhalb der Familie der Nelkengewächse (Caryophyllaceae). Einige Arten der Gattung sind als Lichtnelken oder Taubenkropf bekannt. Die, je nach Autorenauffassung, 600 bis 700 Arten sind hauptsächlich in den gemäßigten Gebieten der Nordhalbkugel verbreitet. Auf dieser Seite wird, die bei uns häufige, Rote Lichtnelke (Silene dioica) näher beschrieben. Essbar/essbare Teile! (Achtung: enthält Saponine. Hinweise auf dieser Seite dazu beachten!)
Informationskategorien zu dieser Wildpflanze
Wildpflanzen-Steckbrief „Rote Lichtnelke“
Botanischer Name: Silene dioica
Deutscher Name: Rote Lichtnelke
Familie: Nelkengewächse
Gattung: Leimkräuter
Art: Rote Lichtnelke
Weitere Synonyme/Volksnamen: Rotes Leimkraut, Rote Nachtnelke, Rote Waldnelke, Taglichtnelke, Herrgottsblut;
Hauptblütezeit: April bis September (nicht selten auch bis Oktober);
Blütenfarbe: hell rosarot bis pink;
Vorkommen: Die Rote Lichtnelke ist eurasisch verbreitet, mit Schwerpunkt in den mittleren und nördlichen Bereichen. In Europa ist sie weit verbreitet, in Südosteuropa (Südbalkan) fehlt sie allerdings ganz. Außerhalb Eurasiens wurden Funde in Algerien und Marokko dokumentiert. Die Rote Lichtnelke ist in manchen gemäßigten Gebieten der Welt ein Neophyt.
Verbreitungsschwerpunkt: Bevorzugte Standorte der Roten Lichtnelke sind kalkreiche feuchte Wiesen, feuchte Waldschläge, Waldsäume, Hochstaudenfluren, Gebüsche sowie Bruch- und Auenwälder.
Wuchshöhe: ca. 30 cm bis 90 cm;
Typisch: 1,5 bis 2,5 cm große Blüten mit tief zweispaltigen Kronblättern, Pflanze abstehend behaart, weibliche Blüten mit bauchigem Kelch, männliche mit zylindrischem;
Sammelgut/essbare Teile: Junge Triebe & Blätter, Blüten; Achtung: schwach giftig – auf Menge achten!
Energiereiche Teile:
Inhaltsstoffe: Saponine (Seifenstoffe), Bitterstoffe;
Nötige Ver-/Bearbeitung: besonders ältere Blätter durch wässern oder überbrühen entbittern;
Verwechslungsgefahr: vor der Blüte mit der Weißen Lichtnelke (ihre Blüten sind weiß);
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Bestimmung/Beschreibung der Wildpflanze
Erscheinungsbild/Eigenschaften: Die Rote Lichtnelke wächst als sommergrüne, zweijährige oder wenige Jahre ausdauernde krautige Pflanze und erreicht Wuchshöhen von 30 bis 90 Zentimeter. Die oberirdischen Pflanzenteile sind dicht drüsig behaart.
Blatt/Blätter: Die gegenständig am Stängel angeordneten Laubblätter besitzen eine einfache, eiförmige bis lanzettliche Blattspreite, die ganzrandig und zum oberen Ende spitz ausläuft.
Blütenstand/Blüte: Die Rote Lichtnelke ist meist zweihäusig getrenntgeschlechtig (diözisch). Die Blütezeit reicht von April bis Oktober. Auffällig ist die dichasiale Anordnung der Blüten.
Die fünfzähligen, duftlosen, eingeschlechtigen Blüten sind bei einem Durchmesser von 18 bis 25 Millimetern radiärsymmetrisch. Der stark behaarte Kelch ist 10 bis 15 Millimeter lang, bei männlichen Blüten zehn- und bei weiblichen Blüten zwanzignervig. Die fünf roten Kronblätter sind tief zweispaltig mit einer Länge von 15 bis 25 Millimetern. Am Schlund der Krone befindet sich eine Nebenkrone, die aus fünf zweilappigen Ligulae gebildet wird. Die weibliche Blüte enthält fünf Griffel.
Früchte/Samen: Die im Herbst bis in den frühen Winter gebildete, kugelige Kapselfrucht besitzt zehn nach außen gekrümmte Zähne, an denen entlang sie sich zackig öffnet. Die dunkelbraunen bis schwarzen Samen wirken etwas mohnkornartig.
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Heilwirkung & medizinische Nutzung
Die Schulmedizin nutzt die Pflanze nicht. In der Volksmedizin wurden die zerstoßenen Samen zur Behandlung von Schlangenbissen eingesetzt. Auch zur Hautreinigung nahm man die Rote Lichtnelke gerne zur Hilfe. Anstelle der Samen nutzte man zu diesem Zweck allerdings die Wurzeln. Die, besonders stark in den Wurzeln vorkommenden, Saponine wirken fungizid und antibiotisch. Diese Erkenntnis begründet unter anderem die Verwendung in Form von Waschungen und Umschlägen bei Hautkrankheiten.
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Essbarkeit & Verwendung in der Küche
ACHTUNG: Die Rote Lichtnelke enthält Saponine (Seifenstoffe). Wirklich giftig ist sie dadurch nicht, aber man sollte lieber nur kleine Mengen von ihr verzehren. Ein Zuviel von Saponinen kann zu Übelkeit, Erbrechen und Reizungen der Schleimhäuten führen. Auch der, im Älter werden ansteigende, Bitterstoffgehalt sollte beachtet werden. Dessen ungeachtet wird sie vielerorts als essbares Wildkraut verzehrt. Es liegt im eigenen Ermessen wie man mit der Giftigkeitszuordnung umgeht.
Blätter und Triebspitzen: Jung Blätter (etwa von April bis Mai) bieten eine kräftige Salatbeigabe. Feingeschnitten kann man sie auch als Beigabe für Füllungen, Kräuterkartoffeln, in Kräuterbutter oder Kräutertopfen (Quark) nutzen. Ältere Blätter werden immer bitterer. Sie können jedoch durch Wässern (geschnitten ca. 1-2 Stunden in Salzwasser einlegen oder überbrühen) entbittert und ebenfalls vielseitig genutzt werden. Der Gehalt an Bitterstoffen nimmt im Jahresverlauf stark zu. Aus diesem Grund ist es ratsam, lediglich die jungen Blätter im Frühjahr zu verspeisen. Empfindliche Personen sowie Schwangere und Menschen mit Nierenproblemen bzw. Rheuma sollten von einem Genuss lieber absehen.
Blütenstängel: xxx
Blüten: Sie ergeben (im Frühsommer und oft bis in den Herbst) eine feine, essbare Dekoration. Gerne nutzt man sie auch, getrocknet, als Beigabe in Trockenteemischungen.
Samen: xxx
Geschmack: Blätter bitter (älter Blätter oft sehr bitter), Blüten neutral, etwas süßlich bis teeartig.
Tauglichkeit für Grüne-Smoothies: da die Pflanze nur bedingt essbar ist enthalte ich mich einer Verwendungsempfehlung für Smoothies.
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Geschichtliches zu dieser Wildpflanze
Meistens sind auf jedem Pflanzenexemplar nur Blüten eines Geschlechtes, es kommen aber auch Pflanzen mit beiden Geschlechtern vor, deshalb ist diese Art eigentlich „dreihäusig“ und die Artbezeichnung dioica (zweihäusig) nicht ganz korrekt.
Die Bestäubung der Roten Lichtnelke erfolgt über Insekten, überwiegend von Tagfaltern. Auch manche Schwebfliegenarten gelangen an den Nektar. Hummeln beißen von außen ein Loch in die Kelchwand. Im Unterschied zu den Schmetterlingen besitzen Hummeln nur einen kurzen Rüssel und gingen sonst leer aus. Auch Selbstbefruchtung ist möglich.
Die Samen werden durch Hin- und Herwiegen im Wind aus der Kapselfrucht herausgeschüttelt. Die Ausbreitung wird durch Selbst- und Windausbreitung bewirkt, daneben erfolgt aber auch Schwimmausbreitung, weshalb diese Art auch als Bach- und Stromtalpflanze auftritt.
Die Rote Lichtnelke wird in den gemäßigten Zonen als Zierpflanze in Parks und Gärten verwendet. Dafür stehen mehrere Sorten zur Verfügung, beispielsweise solche mit rosafarbenen und gefüllten Blüten.
Die Wurzeln der Roten Lichtnelke wurden früher wie Seife (zum Waschen) benutzt.
Videobeitrag zu „Rote Lichtnelke“
👉 Tipp: Im YouTube-Kanal von pflanzen-vielfalt.NET findest du eine Menge Videos, die die Bestimmung von vielen weiteren heimischen (essbaren) Wildkräutern, Bäumen und Sträuchern erleichtern.
Quellen und weitere Informationen
- Enzyklopädie Essbare Wildpflanzen – von Steffen Guido Fleischhauer
- Essbare Wildpflanzen – 200 (essbare & gifte) Arten bestimmen und verwenden
- de.wikipedia.org – voll mit Wildkräuter & Wildpflanzen-Wissen
- www.biolib.de (Illustrationen von Wildkräutern und anderen Pflanzen)
- www.floraweb.de – Botanikseite vom Bundesamt für Naturschutz (BfN)
- viele weiter Webseiten & Bücher/Büchlein über essbare/giftige Wildpflanzen
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