Weißer Gänsefuß – Bestimmen/Erkennen, sammeln und verwenden
Steckbrief, Bilder & Beschreibung der Pflanze sowie ihrer essbaren Teile und deren Nutzen für Ernährung und Gesundheit
Die Gänsefüße (Chenopodium) sind eine artenreiche Pflanzengattung aus der Unterfamilie Chenopodioideae in der Familie der Fuchsschwanzgewächse (Amaranthaceae) mit weltweiter Verbreitung. Traditionell umfasste die Gattung Chenopodium im weiteren Sinne etwa 170 Arten. Von den Gänsefüßen im weiteren Sinne kommen in Deutschland 16 Arten beständig vor, weitere Arten treten als unbeständige Einschleppungen in Erscheinung. Auf dieser Seite wird, als ein Vertreter, der bei uns häufig vorkommende „Weiße Gänsefuß“ beschrieben. Essbar/essbare Teile!
Informationskategorien zu dieser Wildpflanze
Wildpflanzen-Steckbrief „Weißer Gänsefuß“
Botanischer Name: Chenopodium album
Deutscher Name: Weißer Gänsefuß
Familie: Fuchsschwanzgewächse (Amaranthaceae)
Gattung: Gänsefüße (Chenopodium)
Art: Weißer Gänsefuß
Weitere Synonyme/Volksnamen: Weiß-Gänsefuß, Ackermelde;
Hauptblütezeit: Juli bis Oktober;
Blütenfarbe: weißlich grün;
Blütenform/Anzahl: verzweigte ährenartige Rispen, Blüten sitzen in Knäueln zusammen;
Frucht-/Samenreife: etwa ab September;
Vorkommen: Der Weiße Gänsefuß ist heute nahezu weltweit verbreitet, vor allem in den gemäßigten bis subtropischen Zonen, und spaltet sich in zahlreiche regionale Rassen auf. In Amerika gilt er als eingeführte Art. Er kommt im gesamten Europa als Archaeophyt oder eventuell einheimische Art vor, nur im äußersten Norden (Island, Spitzbergen) ist er erst in neuerer Zeit eingeführt worden.
Verbreitungsschwerpunkt: Man findet ihn in Mitteleuropa verbreitet in Ruderalvegetation und Unkrautfluren, vor allem als Erstbesiedler auf Schuttplätzen, an Wegen, in Äckern und Gärten, auch an Ufern und in Schlägen. Er gedeiht auf allen ausreichend nährstoffreichen Böden. Seit der jüngeren Steinzeit ist er ein Kulturbegleiter.
Wuchshöhe: zwischen 10 cm und 150 cm (Einzelexemplare bis 300 cm);
Typisch: Ganze Pflanze mehr oder weniger dicht mehlig bestäubt und dadurch graugrün, Blüten bilden ährenartige Rispen, Blätter meist unregelmäßig gezähnt.
Sammelgut/essbare Teile: Blätter, Triebe, Blütenknospen, Blüten, Samen;
Energiereiche Teile: Samen;
Inhaltsstoffe: Saponine, Campesterol, Phenylalanin, Stigmasterol, Oleanolsäure, Oxalsäure, Sitosterol, Tryptophan, Tyrosin, Xanthotoxin. Außerdem ist der Weiße Gänsefuß reich an Kalium, Eisen, Zink und Phosphor und Spurenelementen. In den Samen: Viele Mineralstoffe und Vitamin B3.
Nötige Ver-/Bearbeitung: kann (im Grunde) roh verwendet werden. Bei größeren Mengen, bzw. Verwendung über längeren Zeitraum, sollten die Pflanzenteile von Saponinen und Oxalsäure befreit werden. Diese Stoffe gehen beim (Ab)Kochen ins Kochwasser über. Samen kann man über Nacht einweichen und vor der Zubereitung gut abspülen, so werden auch bei ihnen die Saponine entfernt.
Verwechslungsgefahr: Spreizende Melde. Ihre Blätter sind kaum mehlig, und die untersten Blätter sind spießförmig.
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Bestimmung & Sammeln | Küche & Rezepte | Medizin & Heilung
Bestimmung/Beschreibung der Wildpflanze
Erscheinungsbild: Der Weiße Gänsefuß ist eine einjährige krautige Pflanze, die Wuchshöhen zwischen 10 und 150 (selten bis 300) cm erreicht und bis zu 1 Meter tief wurzelt. Der meist aufrechte Stängel ist gelblich grün, grün gestreift, vor allem im Herbst auch rötlich überlaufen oder mit roten Flecken in den Blattachseln und ist besonders im Blütenstand stark durch Blasenhaare mehlig bestäubt. Er ist oft stark verzweigt, im unteren Teil mit bogig aufsteigenden, im oberen Teil mit aufrechten Seitenzweigen.
Blätter: Die wechselständigen Laubblätter sind 1 bis 2,5 cm lang gestielt. Die unterseits bemehlte, oberseits meist kahle Blattspreite mit einer Länge von 2 bis 6 (bis 10) cm und einer Breite bis 5 cm ist sehr vielgestaltig: meist rhombisch-eiförmig bis breit lanzettlich, manchmal schwach dreilappig, länger als breit, mit keilförmiger Basis. Der Blattrand ist meist unregelmäßig bogig gezähnt, schwach gesägt oder auch ganzrandig. Die oberen Blätter sind lanzettlich und meist ganzrandig.
Blütenstand und Blüte: Die Blütenstände sind endständige oder in den oberen Blattachseln entspringende, verzweigte ährenartige Rispen. Die zwittrigen Blüten sitzen in Knäueln von 3 bis 4 mm Durchmesser zusammen, Vorblätter fehlen. Die Blütenhülle besteht aus fünf bis fast zur Basis getrennten Tepalen von 1 mm Länge und Breite, die stumpf eiförmig, bemehlt, hautrandig und auf dem Rücken gekielt sind. Die Blüten enthalten fünf Staubblätter mit herausragenden Staubbeuteln und einen Fruchtknoten mit zwei Narben. Die Blütezeit reicht in Mitteleuropa von Juli bis Oktober, die Bestäubung der vorweiblichen Blüten erfolgt in der Regel durch den Wind.
Frucht und Samen: Zur Reifezeit wird die flach-eiförmige Frucht größtenteils von der Blütenhülle bedeckt und fällt zusammen mit dieser ab. Die dünne Fruchtwand liegt dem Samen mehr oder weniger an. Der horizontale Same mit einem Durchmesser von 1 bis 1,5 mm ist linsenförmig-eiförmig mit abgerundetem Rand. Die schwarze Samenschale ist glatt und glänzend oder weist schwache radiale Streifen auf. Es wurde berechnet, dass eine große Pflanze bis zu 1,5 Millionen Samen produziert. Vielfach finden sich deshalb im Boden reichlich Samen dieser Art, die dazu noch sehr langlebig sind und bis zu 1700 Jahre erhalten bleiben.
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Heilwirkung & medizinische Nutzung
Die Blätter wirken gegen Wurmerkrankungen, entzündungshemmend, antirheumatisch und sanft abführend. Als Waschung oder Umschlag wurden die Blätter bei Insektenbissen, Sonnenstich, Rheuma und geschwollenen Füßen angewendet. Eine Abkochung wurde bei kariösen Zähnen verwendet. Die Samen wurden zur Behandlung von urologischen Problemen gekaut. Der Saft des Stengels wurde bei Sommersprossen und Sonnenbrand benutzt. Der Saft der Wurzel wurde bei entzündlichen Durchfallerkrankungen angewendet. Enthält die Nahrung einen hohen Anteil des gepulverten Krautes, kann der weibliche Zyklus unterdrückt werden. Die enthaltenen Seifenstoffe (Saponine) können abführende wirken.
👉 HINWEIS: Die Heilwirkungen und Anwendungen von Wild- und Wiesenkräutern sind vor allem in der Phytotherapie und Homöopathie anerkannt. Auf meinen Seiten gebe ich einen Überblick über die wichtigsten Pflanzen und ihre Eigenschaften. Wer sich tiefergehend mit der Heilkraft der Pflanzen beschäftigen möchte, findet hier meine Fachbücher-Empfehlungen.
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Essbarkeit & Verwendung in der Küche
😉 Hinweis: Der Weiße Gänsefuß wirkt leicht abführend, da er Saponine enthält. Wer Probleme mit weichen Stuhl hat, sollte sich rantasten und sehen, ob er reagiert.
Die enthaltene Oxalsäure kann bei täglich, in großen Mengen, verzehrtem Gänsefuß zu Nierensteinen führen. (Aber im Vergleich zu Ampfer und Rhabarber, ist der Weiße Gänsefuß punkto Oxalsäure eher als harmlos einzustufen.)
Gekocht (dabei das Kochwasser wegschütten) kann man den Gänsefuß unbedenklich auch in größerer Menge essen, da Saponine und Oxalsäure ausgewaschen werden.
Wurzeln: xxx
Blätter und Triebspitzen: Im Westhimalaja und in Indien wird der Weiße Gänsefuß kultiviert und dort werden seine Blätter und Sprosse wie Spinat als Kochgemüse genutzt. Vor der Blüte, etwa im April und Mai, kann man die da noch zarten Blätter und Triebspitzen komplett sammeln. Die zarten Blätter und Triebspitzen ergeben bis in den August einen festen, nussigen, aber doch saftigen Salat.
Wieviel man (auf Grund der Saponine) roht verträgt, muss man selbst testen, da jeder Körper anders reagiert.
Blütenstängel: xxx
Blüten: Junge Blütenstände ergeben gekocht ein Brokkoli-artiges Gemüse. Man kann sie auch roh in Salaten verwenden oder sie in Frischkäse als Brotbelag mischen.
Samen: Größere Mengen der Samen wurden in Pfahlbauten gefunden und legen die Möglichkeit eines prähistorischen Ackerbaus nahe. Die Samen werden in Indien sogar dem Buchweizen vorgezogen. Sie ergeben gekocht eine Grütze. Auch werden sie zu Mehl verarbeitet, das meist als Beimischung zu so genannten „Hungerbroten“ verwendet wird; z. B. während der Hungersnot in Russland 1891/1892. Als Brot sind sie aber nicht so gut verdaubar wie in gekochtem Zustand.
Die Samen können auch zu Sprossen gekeimt werden und Salaten zugegeben werden. Es wird empfohlen, die Samen über Nacht einzuweichen und vor der Zubereitung gut abzuspülen, um die Saponine zu entfernen.
Geschmack: Bitterstoffgehalt schwankt von Pflanze zu Pflanze erheblich. Daher ist der Grundgeschmack auch unterschiedlich und geht dabei von nussig-mild bis bitter.
Tauglichkeit für Grüne-Smoothies: Blätter wie junge Blütenstände passen auch über das Würzmaß hinaus gut in den Smoothie (dabei dennoch auf Menge/Häufigkeit der Nutzung achten).
👉 ANMERKUNG: Dies ist nur eine Auswahl von vielen möglichen Anwendungen. Auf meiner Seite findest du einfache und verständliche Informationen über verschiedene Pflanzen. Ich gebe dir keine Rezepte, aber hier kannst du viele tolle Wildkräuter-Kochbücher finden, wenn du gerne kochst.
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Geschichtliches zu dieser Wildpflanze
Die Ausbreitung der Samen erfolgt als Wind- und Tierstreuer, auch Selbstausstreuer und (bei Sturm) ein Ballonflieger, außerdem Bearbeitungsausbreitung durch Sperlinge.
Aus den jungen Sprossen kann ein grüner Farbstoff gewonnen werden. Die zerstoßenen frischen Wurzeln liefern einen milden Seifenersatz.
In der Landwirtschaft bereitet der Weiße Gänsefuß häufig Probleme als Unkraut.
Videobeitrag zu „Weißer Gänsefuß“
Noch mehr Informationen und Bestimmungsvideos zum Weißen Gänsefuß findest du im YouTube-Kanal von pflanzen-vielfalt.NET. Durch kurze (kommentierte) Videos kannst du den gesamten Lebenszyklus dieser Wildpflanze verfolgen. Außerdem kannst du viele weitere heimische (essbare) Wildkräuter, Bäume und Sträucher in ihrem Werden und Vergehen kennen und bestimmen lernen.
Quellen und weitere Informationen
- Enzyklopädie Essbare Wildpflanzen – von Steffen Guido Fleischhauer
- Essbare Wildpflanzen – 200 (essbare & gifte) Arten bestimmen und verwenden
- de.wikipedia.org – voll mit Wildkräuter & Wildpflanzen-Wissen
- www.biolib.de (Illustrationen von Wildkräutern und anderen Pflanzen)
- www.floraweb.de – Botanikseite vom Bundesamt für Naturschutz (BfN)
- viele weiter Webseiten & Bücher/Büchlein über essbare/giftige Wildpflanzen
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