Gemüse-Gänsedistel – Bestimmen/Erkennen, sammeln und verwenden
Steckbrief, Bilder & Beschreibung der Pflanze sowie ihrer essbaren Teile und deren Nutzen für Ernährung und Gesundheit
Die Gänsedisteln (Sonchus) bilden eine Pflanzengattung in der Unterfamilie der Cichorioideae innerhalb der Familie der Korbblütler (Asteraceae). Weitere Trivialnamen sind Milchdisteln oder Saudisteln. Zur Gattung gehören, je nach Autorenauffassung, ca. 80 Arten, davon stehen einige unter Schutz oder sind schutzbedürftig. Auf dieser Seite wird als häufig vorkommender Vertreter, die „Gemüse-Gänsedistel“ vorgestellt. Essbar/essbare Teile!
Informationskategorien zu dieser Wildpflanze
Wildpflanzen-Steckbrief „Gemüse-Gänsedistel“
Botanischer Name: Sonchus oleraceus
Deutscher Name: Gemüse-Gänsedistel
Familie: Korbblütler (Asteraceae)
Gattung: Gänsedisteln
Art: Gemüse-Gänsedistel
Weitere Synonyme/Volksnamen: Gemeine Saudistel, Kohl-Gänsedistel, Gewöhnliche Gänsedistel;
Hauptblütezeit: Juni bis Oktober
Blütenfarbe: gelb;
Blütenform/Anzahl: Korbblüten in lockeren Doldenrispen;
Frucht-/Samenreife: reifend während der Blühperiode;
Vorkommen: Diese Art ist als Kulturbegleiter in der gemäßigten Zone weltweit und fast in ganz Europa verbreitet.
Verbreitungsschwerpunkt: Als Standort bevorzugt die Ruderalpflanze Unkrautfluren an Wegrändern, Schuttplätze, Gärten und Äcker.
Wuchshöhe: ca. 30 cm bis 100 cm;
Typisch: Blätter meist fiederspaltig, mit breiten, zugespitzten stängelumfassenden Zipfeln; Zungenblüten außen oft rötlich; Stängel kann rötlich überlaufen sein.
Sammelgut/essbare Teile: Triebe, Blätter, Blüten, Wurzeln, Samen;
Energiereiche Teile: Wurzeln, Samen;
Inhaltsstoffe: Bitterstoffe, Taraxasterol, Eisen, Vitamin C, zahlreiche Mineralstoffe, fette Öle;
Nötige Ver-/Bearbeitung: kann roh verwendet werden. Samen durch flammen von Flugschirmchen befreien. Gut kauen oder vor Verzehr auf andere Wege aufbrechen (da sonst enthaltenes Öl nicht verfügbar ist).
Verwechslungsgefahr: mit Familienmitgliedern, besonders mit der „Rauen Gänsedistel„. Ihr Blätter sind jedoch derb, glänzend dunkelgrün, meist ungeteilt, am Rand stechend gezähnt, mit runden stängelumfassenden Zipfeln.
Bestimmung/Beschreibung der Wildpflanze
Erscheinungsbild: Die einjährige krautige Pflanze erreicht Wuchshöhen zwischen 30 und 100 cm. Sie besitzt einen hohlen, fleischigen, meist ästigen Stängel. Der Stängel kann rötlich überlaufen sein.
Blätter: Die Stängelblätter sind weich und blaugrün, ihre Form ist buchtig-fiederschnittig und am Rand weichborstig gezähnt. An der Basis tragen die Laubblätter waagrechte abstehende, stängelumgreifende, zugespitzte Öhrchen.
Blüte: Die Körbchen werden 20 bis 25 mm breit. Die kahle Hülle misst 10 bis 15 mm und ist nicht drüsig. Es sind nur Zungenblüten vorhanden. Die zygomorphen Einzelblüten sind hellgelb. Blütezeit ist von Juni bis Oktober.
Früchte/Samen: Die Frucht ist querrunzelig und beiderseits dreirippig mit Pappus. Fruchtreife ist von Juni bis Oktober.
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Heilwirkung & medizinische Nutzung
Die Gänsedistel wird heutzutage kaum als Heilpflanze verwendet. Weder die Schulmedizin noch die Volksheilkunde setzen sie ein. Früher war galt die Gänsedistel jedoch als wertvolle Heilpflanze und auch als Gemüse, weshalb sie sogar angebaut wurde.
Der verdünnte Milchsaft der Stängel und Blattadern soll früher innerlich bei Kurzatmigkeit, Leberschwäche, Fieber und Sodbrennen genutzt worden sein und äußerlich bei Ausschlägen, Hämorrhoiden und Entzündungen der Haut und unverdünnt bei Warzen. Also ähnlich wie der Milchsaft des verwandten Löwenzahns.
Tee aus den Blättern bereiteter Tee soll beruhigend wirken.
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Essbarkeit & Verwendung in der Küche
Wurzeln: Weiche Wurzelabschnitte können im Lauf der ganzen Vegetationsperiode klein geschnitten roh geknabbert oder als Wurzelgemüse gegart werden. Meist sind die Wurzeln jedoch schon recht fasrig. Dann könnte aus ihnen noch immer, durch kleinschneiden und Rötung, eine Art Kaffeeersatz gebraut werden.
Blätter: Zarte Blätter findet man von April bis September. Entweder man nutzt Jungblätter bei denen die Stacheln noch weich sind oder befreit ältere Blätter mit Hilfe einer Schere von ihren Stacheln. So vorbereitet könne die Blätter als Grundlage für Salate dienen. Man nutzt sie jedoch auch zur Zubereitung von feinen Saucen, Suppen, Backgemüse, Eintopfgerichten und Risotto. Fein gehackt eigenen sie sich zusammen mit Basilikum gut für Pesto.
Triebspitzen und Blütenstängel: Die Stängel stellen ein gutes Wildgemüse dar. Sie stehen etwa ab April zur Verfügung und bleiben oft bis spät ins Jahr noch weich. Man kann sie somit fast die ganze frostfreie Periode lang ernten. Vor der Weiterverwendung befreit man die Triebe von den Blättern und schneidet die so gewonnen Stängel etwas klein. Die Stücke spült man mit Wasser um sie vom (ungiftigen – aber bitteren) Milchsaft zu befreien. Die so vorbereiteten Stängelteile können mit etwas Salz und Gewürzen zu einem delikaten Distelgemüse bereitet werden. Die gespülten Stängel können aber auch roh als knackige Salatbeigabe genutzt werden.
Blüten: Von etwa Juni bis Oktober können die gelben Zungenblüten (am besten diese mit einer Schere vom Blütenboden abschneiden) als essbare Dekoration für verschiedenste Speisen genutzt werden.
Samen: Die Samen enthalten fettes Öl. Um dieses für den Körper verfügbar zu machen müssen diese aufgebrochen werden. Um überhaupt an die „reinen“ Samen zu kommen, müssen diese von den Flugschimchen befreit werden. Dies geht am besten durch abflammen. Danach die Samen entweder gut kauen oder mit Hilfsmitteln aufbrechen.
Geschmack: Gänsedistel erinnert im Geschmack an Kopfsalat. Erwähnenswert (da meist anders) ist, das Stängel wie Blätter auch spät im Jahr noch weich sind.
Tauglichkeit für Grüne-Smoothies: Blätter, Blüten und auch weiche Wurzeln passen auch in größerer Menge wunderbar in den Smoothie und stehen lange Zeit im Jahr zur Verfügung.
👉 ANMERKUNG: Dies ist nur eine Auswahl von vielen möglichen Anwendungen. Auf meiner Seite findest du einfache und verständliche Informationen über verschiedene Pflanzen. Ich gebe dir keine Rezepte, aber hier kannst du viele tolle Wildkräuter-Kochbücher finden, wenn du gerne kochst.
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Geschichtliches zu dieser Wildpflanze
Die Gemüse-Gänsedistel ist eine sommerannuelle oder winterannuelle Halbrosettenpflanze. Sie gilt mit ihrer bis in mehr als 1 Meter Tiefe vordringenden Wurzel als Pionierpflanze.
Die Bestäubung erfolgt durch Bienen und Schwebfliegen. Bei feuchtem Wetter biegen sich die äußeren Blüten über die inneren.
Die Früchte sind ölreiche Achänen. Die Pflanze ist heterokarp, d. h. in Abhängigkeit von wechselnden Außenfaktoren bildet sie unterschiedliche Früchte aus. Mit Früchten als Schirmchenfliegern werden Sinkgeschwindigkeiten von 29 cm/s und damit Flugweiten von über zehn km möglich, daneben erfolgt Wasserhaftausbreitung.
Videobeitrag zu „Gemüse-Gänsedistel“
Der YouTube-Kanal von pflanzen-vielfalt.NET bietet noch mehr Bestimmungsvideos für die Gemüse-Gänsedistel. Im Kanal findest du außerdem viele Videos die die Bestimmung von Wildkräutern, Pflanzen, Bäumen und Sträuchern ermöglichen/erleichtern. Weiteres ermöglichen die Videos Pflanzen bzw. ihr Aussehen im Verlauf ihrer Lebenszyklen kennen und bestimmen zu lernen.
Quellen und weitere Informationen
- Enzyklopädie Essbare Wildpflanzen – von Steffen Guido Fleischhauer
- Essbare Wildpflanzen – 200 (essbare & gifte) Arten bestimmen und verwenden
- de.wikipedia.org – voll mit Wildkräuter & Wildpflanzen-Wissen
- www.biolib.de (Illustrationen von Wildkräutern und anderen Pflanzen)
- www.floraweb.de – Botanikseite vom Bundesamt für Naturschutz (BfN)
- viele weiter Webseiten & Bücher/Büchlein über essbare/giftige Wildpflanzen
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