Schwarzer Holunder – Bestimmen, sammeln und verwenden
Steckbrief, Bilder & Beschreibung des Baumes/Strauches sowie seiner essbaren Teile und deren Nutzen für Ernährung und Gesundheit
Die Holunder (Sambucus) bilden eine Pflanzengattung in der Familie der Moschuskrautgewächse (Adoxaceae). Die Gattung enthält weltweit etwas über zehn Arten, von denen drei in Mitteleuropa heimisch sind. Am bekanntesten von diesen drei Arten ist der Schwarze Holunder. Daneben gibt es den ebenfalls strauchförmigen Roten Holunder und den staudenförmigen Zwerg-Holunder oder Zwergholunder. Auf dieser Seite wird der „Schwarze Holunder“ näher beschrieben. Essbar/essbare Teile! (jedoch roh giftig/unbekömmlich)
Informationskategorien zu diesem Baum/Strauch
Baum-Steckbrief „Schwarzer Holunder“
Botanischer Name: Sambucus nigra
Deutscher Name: Schwarzer Holunder
Familie: Moschuskrautgewächse (Adoxaceae)
Gattung: Holunder (Sambucus)
Art: Schwarzer Holunder
Weitere Synonyme/Volksnamen: Holder(busch), Holler, Flieder (Norddeutschland);
Blätter: Unpaarig gefiedert, etwa 10-35 cm lang, mit 5 gleichgroßen Fiederblättchen, diese bis 6 cm lang, 3,5 cm breit, lang zugespitzt, beim Zerreiben von spezifischem Geruch, oberseits mattgrün, unterseits heller und gewöhnlich kahl.
Blüten & Blütenfarbe: Blüten weiß, in 10-30 cm breiten, flachen Schirmripsen, stark duftend;
Hauptblütezeit: Mai bis Juni;
Früchte/Samen: Steinfrüchte („Fliederbeeren“) kugelig, schwarz-glänzend, erbsengroß, mit drei Steinkernen, sehr saftreich;
Fruchtreife/Erntezeit: August/September;
Vorkommen: Der Schwarze Holunder ist eine der in Mitteleuropa häufigsten Straucharten. Ebenfalls anzutreffen ist er im restlichen Europa, in Westsibirien, im nördlichen Indien, dem Kaukasus, Kleinasien und in Nordafrika.
Verbreitungsschwerpunkt: Holunder ist ausgesprochen frosthart und gedeiht gut im Halbschatten auf Unkraut- und Ruderalfluren, Waldlichtungen oder an Wegrändern, schätzt jedoch insbesondere mittelschwere bis sandige, stickstoffreiche und frische, schwach saure Lehmböden.
Wuchsform: großwüchsiger, sommergrüner, aufrechtwachsender Strauch oder kleinerer Baum;
Wuchshöhe: bis zu 11 Meter (meist jedoch kleiner);
Typisch: Blütenstände auffallend (manchmal tellergroß), schwarze Früchte auf hängenden Dolden;
Rinde/Borke: Die Rinde ist von graubrauner Farbe und übersät mit Korkporen, die als hellere Erhebungen ins Auge fallen.
Alter: bis zu 100 Jahre;
Sammelgut/essbare Teile: Blüten, Blütenknospen, Früchte;
Energiereiche Teile: xxx
Inhaltsstoffe: In den Blüten: Ätherisches Öl, freie Fettsäuren, Flavonoide, Gerbstoffe, Schleimstoffe, Kaliumsalze; In den Früchten: Ätherisches Öl, Flavonoide, Anthocyane, Zucker, Fruchtsäuren, Vitamine, Folsäure;
Prozessierung: Unreife Früchte und rohe reife Früchte nur in geringen Mengen verwenden, da sie zuweilen Durchfall und Übelkeit hervorrufen können. Gekochte Früchte und die Blüten sind unbedenklich.
Verwechslungsgefahr: Roter Holunder. Der Rote Holunder ist bereits beim Austrieb leicht vom Schwarzen Holunder zu unterscheiden, da seine Blätter anfangs bronzefarben bis rot sind und dann erst vergrünen. Außerdem zeigen sich seine Fruchtansätze bereits mit dem Blattaustrieb. Sie sind kegelig-rundlich und nicht wie beim Schwarzen Holunder tellerförmig-flach.
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Bestimmung/Beschreibung des Baumes
Erscheinungsbild: Der Schwarze Holunder ist ein bis 11 Meter hoher Strauch oder kleiner Baum mit starker Verzweigung. Die Zweige des Holunders sind oftmals bogenartig ausladend. Die Rinde ist von graubrauner Farbe und übersät mit Korkporen, die als hellere Erhebungen ins Auge fallen. Diese Erhebungen sind ausgefüllt mit weißem, fast schaumstoffartigem Mark. Die dickeren Äste sowie der Stamm haben eine längsgefurchte graubraune, korkartige Borke. Der Holunder ist ein Flachwurzler mit weitreichendem Wurzelwerk.
Blätter: Die gegenständigen Laubblätter sind unpaarig gefiedert. Die einzelnen Blattfiedern sind etwa 30 Zentimeter lang und bestehen aus meist fünf oder sieben Einzelblättern, die elliptisch und am Rand gesägt sind. Die Einzelblätter sind jeweils bis etwa 12 Zentimeter lang. Das Blattwerk entwickelt sich etwa im März bis April. Zerreibt man ein Blatt zwischen den Fingern, riecht es auch leicht nach den Blüten; so kann Holunder auch einfach erkannt werden, wenn er keine Blüten oder Früchte trägt.
Blüte: Ab Mai bis in den Juli erscheinen am jungen Holz bis zu 30 Zentimeter große, flache Schirmrispen aus vielen Einzelblüten. Ihr frischer, fruchtiger Duft ist unverwechselbar und typisch für den Holunder. Die weißen oder leicht gelblichen Blüten sind in der Regel fünfzählig. Sie besitzen entsprechend jeweils fünf Kelchblätter, fünf miteinander verwachsene Kronblätter, fünf freie Staubblätter mit gelben Staubbeuteln und drei miteinander verwachsene Fruchtblätter, die später in der Frucht drei Kerne bilden. Ein kleinerer Teil der Blüten ist jedoch auch vierzählig. Die Blüten werden von Fliegen, Hautflüglern und Käfern besucht.
Früchte/Samen: Im August und September beginnen die anfangs roten, später schwarzen Vitamin-C- und Kalium-reichen, ungefähr sechs Millimeter großen „Beeren“ (eigentlich Steinfrüchte, die auch als „Fliederbeeren“ bezeichnet werden) zu reifen. Sie besitzen einen burgunderroten Saft, der aus Textilien kaum auswaschbar ist, und bilden jeweils drei Samen. Während diese Früchte reifen, färben sich auch die Stiele, an denen sie sitzen, rötlich. Die Beeren sind nach dem Abkochen oder Vergären essbar. Die Früchte werden hauptsächlich durch Vögel (z. B. Amseln, Drosseln, Stare und Mönchsgrasmücken) verbreitet, doch auch Säugetiere und Menschen tragen zur Verbreitung bei.
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Heilwirkung & medizinische Nutzung
Holundersaft und die Holunderbeeren, aber auch Tees aus Rinde und Blütenständen gelten als probate Hausmittel gegen Erkältung, Nieren- und Blasenleiden sowie zur Stärkung von Herz und Kreislauf und finden bis heute Anwendung. Als Faktoren dieser Wirkung gilt das in den Früchten mit 180 mg/kg reichlich enthaltene Vitamin C sowie Vitamin B, Fruchtsäuren, ätherische Öle, die auch in den Blüten enthalten sind, und vor allem farbgebende Anthocyanidine (als Glycoside Sambucin, Sambicyanin, Chrysanthemin). Dieses Antioxidans schützt die Zellmembranen vor Veränderungen durch freie Radikale und verlangsamt so den Alterungsprozess der Pflanzenzellen wie auch der Zellen des menschlichen Konsumenten.
Zusätzlich soll es einen entzündungshemmenden und dadurch schmerzlindernden und fiebersenkenden Effekt haben. Polyphenole, die aus den Früchten des schwarzen Holunders gewonnen wurden, zeigten in einer Studie interessante zell- und gewebeschützende Effekte, die die durch den oxidativen Stress bei diabetischer Stoffwechsellage entstandenen Gefäßschäden reduzieren konnten.
Studien haben gezeigt, dass Holunder-Extrakte ein wirksames Mittel zur Behandlung der Grippe sind.
Die ätherischen Öle mit ihren Aromakomplexen wirken leicht schweißtreibend und schleimlösend. Auch bei Magenbeschwerden wird Holundertee in der Hausmedizin erfolgreich angewendet. Die getrockneten Blüten werden als „Flores Sambuci“ in Drogerien und Apotheken angeboten. Studien konnten auch diesen eine entzündungswidrige Wirkung nachweisen. Volkstümliche Anwendung finden neben den Früchten und den Blüten des schwarzen Holunders bisweilen auch seine Blätter (Folia Sambuci), diese werden bei rheumatischen Erkrankungen angewendet.
Die aus der volkstümlichen Überlieferung bekannte Verwendung von Holunder als Heilpflanze bei Diabetes mellitus wurde in Studien in vitro untersucht, dabei konnte eine insulinähnliche sowie die Sekretion von Insulin stimulierende Wirkung nachgewiesen werden. Studiendaten beim Menschen liegen hierzu nicht vor.
Die Früchte haben eine leicht abführende Wirkung.
Gesicherte Wirksamkeit
- Erkältungskrankheiten (Katarrh der oberen Luftwege, trockener Reizhusten, Blüten)
Nebenwirkungen
Besonders Kinder reagieren auf rohe Früchte: bereits wenige Beeren können Erbrechen auslösen. Auch für Erwachsene gilt: größere Mengen Holunderbeeren nur erhitzt genießen.
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Essbarkeit & Verwendung in der Küche
Blätter: xxx
Blüten: Eine bekannte Zubereitungsform für die Blüten sind ausgebackene Holunderblüten, die im deutschen Sprachraum als Hollerküchel, Holunderpfannekuchen, Holunderküchle oder Hollerschöberl bezeichnet werden. Dabei werden die Schirmrispen in einen dünnflüssigen Teig aus Mehl, Eiern und weiteren Zutaten, beispielsweise in Wein- oder Bierteig, getaucht und anschließend in der Pfanne gebacken oder frittiert.
Darüber hinaus werden die Blüten als geschmacksgebende Komponente für Getränke verwendet. Besonders weit verbreitet sind Holunderlimonade bzw. -sirup und Holundersekt. Die Blüten werden in eine Zuckerlösung gelegt und nach einigen Tagen abfiltriert. In dieser Zeit hat die Zuckerlösung das Holunderblütenaroma angenommen.
Früchte: Da die Beeren des Holunders schwach giftig sind, kommt es nach rohem Verzehr beim Menschen zu Übelkeit bis hin zu Erbrechen. Die Beeren müssen daher vor der Verarbeitung zu Gelee, Mus, Muttersaft oder Obstwein erhitzt werden. In Norddeutschland kocht man aus den Beeren eine Fliederbeersuppe; sie finden zum Backen Verwendung und kommen als Zutat in Roter Grütze vor. Ebenfalls in Norddeutschland ist die Verwendung des eingedickten Saftes aus den Früchten in Grog üblich (d. h. mit heißem Wasser und Rum gemischt). Die Beeren lassen sich problemlos einfrieren. Der Saft ist in der gustatorischen Wahrnehmung sehr aromatisch, aber säurearm und kaum süß. Daher wird er oft mit Apfelsaft oder anderen süßen Fruchtsäften gemischt. Es ist ebenfalls möglich, aus dem Holunder einen (Wild-)Obstbrand herzustellen. Dabei dürfen jedoch ausschließlich die vollständig reifen und schwarzen Beeren verwendet werden, die vor dem Maischvorgang von den Dolden entfernt werden müssen.
Über die Giftigkeit beim Menschen gibt es unterschiedliche Angaben. Sie reichen von ungiftig bis „zu vermeiden“. Bei Kindern und sensiblen Personen führt der Verzehr zu Symptomen von Erbrechen und leichten Krämpfen bis hin zu starkem Durchfall oder Magenbeschwerden. Als unbedenklich für den Verzehr gelten bis zu 0,02 mg Blausäure-Äquivalente/kg Körpergewicht; das entspricht etwa 200 rohen, reifen Beeren/kg Körpergewicht. Durch Erhitzen zerfallen die cyanogenen Glycoside und der Gehalt an cyanogenen Glycosiden in den Beeren wird stark verringert.
Geschmack: Die Beeren schmecken herb, aromatisch, fruchtig. Die Blüten duften intensiv süßlich, ananasartig;
Tauglichkeit für Grüne-Smoothies: auch wenn kein Grün geboten wird, die Blütenteller können den Smoothie bereichern. Die Früchte sollten nur in verarbeiteter Form in den Smoothie, dann sind sie jedoch eine außergewöhnliche Bereicherung.
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Eigenschaften & Verwendung des Holzes
Wegen dem geringen Durchmesser und den für den konventionellen Holzbau ungünstigen physikalischen Eigenschaften, ist das Holunderholz in dieser Sparte nicht einsetzbar. Ein weiterer negativer Aspekt sind die unregelmässigen Formen von Stamm und Leittrieben. So ist es nicht verwunderlich, dass das Holz dieses Grossstrauches vor allem im Kunsthandwerk und in der Flöten- und Tabakpfeifenanfertigung seine Verwendung findet – für Schnitz- sowie Drechslerarbeiten soll sich der Holunder geradezu vorzüglich eignen.
Geschichtliches zu diesem Baum
Im Phänologischen Kalender, der sich nach den Zeichen der Natur richtet, ist der Holunder eine Zeigerpflanze: Wenn die schwarzen Beeren reif werden, beginnt der Herbst. Im langjährigen Jahresmittel reift der Schwarze Holunder um den 1. September, dem Datum für den meteorologischen Herbstbeginn. In manchen Jahren waren die Holunderbeeren in vielen Gegenden Deutschlands bereits Mitte August schwarz gefärbt.
Das Aushacken oder Verstümmeln eines Holunders brachte Unglück oder Tod, der Hollerstrauch im Hausgarten galt als Lebensbaum. Das Verdorren zeigte den Tod eines Familienmitglieds an. Er galt als Abwehrmittel gegen schwarze Magie und Hexen, schützte vor Feuer und Blitzeinschlag. Man sollte unter ihm vor Schlangenbissen und Mückenstichen sicher sein. Auch beherbergte er wohlgesinnte Hausgeister, was den Strauch in vielen Hausgärten heimisch werden ließ und zu dem Spruch führte, dass man vor einem Hollerbusch den Hut ziehen müsse. Der unangenehme Geruch des Laubes soll daher kommen, dass sich Judas einer Legende nach an einem Holunderbaum erhängt hat.
Die Beeren des Schwarzen Holunders enthalten den violetten Farbstoff Sambicyanin. Dieses zu den sekundären Pflanzenstoffen gehörende Flavonoid befindet sich überwiegend in den Schalen der Beeren (bis zu 60 %) und soll als Radikalfänger auch das Risiko von Herz-/Kreislauferkrankungen und Krebs senken.
Die Beeren wurden früher zum Färben von Haaren und Leder eingesetzt. Mit dem Saft färbte man auch Rotwein, mit den Blüten wurde Weißwein fruchtig lieblicher aromatisiert.
Videobeitrag zu „Schwarzer Holunder“
Noch mehr Informationen und Bestimmungsvideos zum Schwarzen Holunder findest du im YouTube-Kanal von pflanzen-vielfalt.NET. Durch kurze Videos kannst du den gesamten Lebenszyklus dieses Baumes/Strauches verfolgen. Außerdem kannst du viele weitere heimische (essbare) Wildkräuter, Bäume und Sträucher in ihrem Werden und Vergehen kennen und bestimmen lernen.
Quellen und weitere Informationen
- Enzyklopädie Essbare Wildpflanzen – von Steffen Guido Fleischhauer
- Essbare Wildpflanzen – 200 Arten bestimmen und verwenden
- Kosmos-Baumführer – 370 Bäume und Sträucher (Mitteleuropa)
- de.wikipedia.org – voll mit Baum & Strauch-Wissen
- www.biolib.de (Illustrationen von Bäumen & Sträuchern)
- www.baumkunde.de – Baumarten Datenbank
- www.floraweb.de – Botanikseite vom Bundesamt für Naturschutz (BfN)
- viele weiter Webseiten & Bücher/Büchlein über Bäume und Sträucher
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