Schwarz-Erle – Bestimmen/Erkennen, sammeln und verwenden
Steckbrief, Bilder & Beschreibung des Baumes/Strauches sowie seiner essbaren Teile und deren Nutzen für Ernährung und Gesundheit
Die Erlen bilden eine Pflanzengattung in der Familie der Birkengewächse (Betulaceae). In der Gattung der Erlen werden, je nach Autorenauffassung, etwa 35 Arten unterschieden. In Mitteleuropa sind drei Arten heimisch: die Grün-, die Grau- und die Schwarz-Erle. Auf dieser Seite wird die „Schwarz-Erle“ beschrieben. Essbar/essbare Teile!
Informationskategorien zu diesem Baum/Strauch
Baum-Steckbrief „Schwarz-Erle“
Botanischer Name: Alnus glutinosa
Deutscher Name: Schwarz-Erle
Familie: Birkengewächse (Betulaceae)
Gattung: Erlen (Alnus)
Art: Schwarz-Erle
Weitere Synonyme/Volksnamen: Rot-Erle, Gemeine Erle; (Es gibt eine große Menge Trivialnamen, diese sind jedoch regional stark begrenzt bekannt/genutzt/gültig.)
Blüten & Blütenfarbe: Blütenstände bereits im Vorjahr angelegt und frei überwinternd. Männliche Kätzchen zu 2-5, 6-12 cm lang, schlaff hängend. Weibliche Kätzchen 3-4 mm lang.
Hauptblütezeit: Februar bis April;
Früchte/Samen: Weibliche Blütenstände reifen zu holzigen, bis 2 cm langen Zapfen heran.
Fruchtreife/Erntezeit: September/Oktober;
Vorkommen: Die Schwarz-Erle ist in ganz Europa verbreitet. Im Norden endet die Verbreitung dort, wo die Monatsmitteltemperaturen mehr als ein halbes Jahr unter null Grad Celsius liegen. In die Vereinigten Staaten und nach Südafrika wurde sie aus Europa eingeführt.
Verbreitungsschwerpunkt: Sie besiedelt nasse Standorte und gilt als Moor- und Sumpfgehölz. Sie gedeiht in Bruchwäldern, auf Feucht- und Nasswiesen und an Sumpfstandorten und bevorzugt halbschattige, kühle Standorte.
Wuchsform: Baum;
Wuchshöhe: bis zu 25 Meter; (selten bis 40 Meter)
Typisch: Im Frühjahr fallen an diesem (oft mehrstämmigen) Baum die lange männlichen Blütenkätzchen auf. Im Herbst sind die zapfenartigen, verholzten Fruchtstände auffällig.
Rinde/Borke: Die Rinde ist in jungen Erle grünlich, später in dunkelbraun übergehend und ziemlich rissig werdend.
Alter: 100 bis 120 Jahre (Einzelexemplare bis 150 Jahre);
Sammelgut/essbare Teile: Blätter, unfeife Früchte;
Energiereiche Teile: xxx
Inhaltsstoffe: In Rinde und Blätter: Gerbstoffe, Flavonoide, Steroide;
Prozessierung: Alle Teile sehr bitter, verzehr dennoch roh in kleinen Mengen möglich (jedoch nicht nötig – gibt genug Alternativen. 😉)
Verwechslungsgefahr: mit Gattungsmitgliedern, und besonders mit der Grau-Erle. Die Grau-Erle lässt sich durch die mehr oder weniger deutlich zugespitzten und an der Unterseite graugrünen Laubblätter unterscheiden. Die Blätter haben mit 8 bis 10 mehr Nervenpaare als die Schwarz-Erle mit 5 bis 8 Paaren, und die jungen Blätter sind nicht klebrig wie bei der Schwarz-Erle. Die weiblichen Kätzchen und die Zäpfchen sind im Gegensatz zur Schwarz-Erle kurzgestielt, die Zäpfchen sind kleiner. Die Rinde ist stets glatt und grau. 👉 Hinweis: Hier findest du Grau- und Schwarz-Erle im direkten Vergleich in Wort und Bild.
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Bestimmung/Beschreibung des Baumes
Erscheinungsbild: Die Schwarz-Erle ist ein sommergrüner Laubbaum und erreicht eine Höhe von 30 Metern, selten auch bis zu 40 Metern mit Stammdurchmessern von bis zu einem Meter. Der Stamm ist von geradem Wuchs und erstreckt sich bis zur Kronenspitze. Die Schwarz-Erle erreicht mit 100 bis 120 Jahren ein vergleichsweise geringes Alter; Bäume aus Stockausschlägen erlangen selbst dieses Alter nicht.
Die Rinde junger Bäume ist grünlich braun, glänzend, glatt und zeigt zahlreiche quer stehende Korkporen. Sie entwickelt sich bei älteren Bäumen zu einer dunkelgrauen bis schwarzbraunen und durch Risse in kleine, eckige Stücke geteilten Schuppenborke.
Blätter: Die Laubblätter werden 4 bis 9 Zentimeter, selten auch nur bis 3 Zentimeter lang und 3 bis 7 Zentimeter breit. Sie sind verkehrt-eiförmig bis rundlich geformt, der Blattrand ist grob doppelt gesägt. Der Blattstiel wird 1 bis 2,5 Zentimeter lang. Die Basis der Blattspreite ist breit keilförmig, die Spitze ist gestutzt bis ausgerandet, was die Art von den anderen mitteleuropäischen Erlen unterscheidet, ebenso wie die dreistrangige Blattspur. Die Blattoberseite ist dunkelgrün, kahl und anfangs klebrig, die Blattunterseite ist etwas heller und ebenfalls kahl. Die Nebenblätter sind stumpf, schuppenartig und fallen früh im Jahr ab. Die jungen Triebe sind anfangs drüsig behaart und klebrig. Im Herbst werden die Blätter in noch grünem Zustand abgeworfen.
Blüte: Die männlichen Blütenstände sind 5 bis 10 Zentimeter lange Kätzchen an 10 bis 15 Millimeter langen Stielen. Meist stehen drei bis fünf angeordnete männliche Kätzchen zusammen und bilden so den Gesamtblütenstand.
An dessen Basis befinden sich meist drei bis fünf traubig angeordnete, etwa 5 Millimeter lange weibliche Kätzchen an 2 bis 3 Millimeter langen Stielen. An der Basis sowohl männlicher als auch weiblicher Kätzchen können Zwitterblüten auftreten, wobei die Zwitterblüten an weiblichen Fruchtständen zur Reife gelangen können. Typische Blütezeit ist von Februar bis April.
Früchte/Samen: Die Tragblätter und die vier Vorblätter der weiblichen Blüten verwachsen beim Heranreifen der Früchte zu fünfteiligen Schuppen. Die einzelnen Schuppen eines Blütenstands verwachsen zu 1,5 bis 1,8 Zentimeter langen verholzenden, bei Laubbäumen sonst ungewöhnlichen Zapfen. Je Schuppe werden drei braune, abgeflachte, einsamige Nussfrüchte gebildet, die einen Durchmesser von 1 bis 2 Millimeter aufweisen. Sie reifen von September bis Oktober und fallen während Herbst, Winter und Frühjahr aus den Zapfen. Sie werden durch Wind und Wasser verbreitet.
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Heilwirkung & medizinische Nutzung
In der Naturheilkunde benutzt man von der Erle die Rinde der jungen Zweige und die Blätter. Sie enthalten viele Gerbstoffe, Flavonoide und Steroide. (Rinde und Blätter verwendete man deshalb früher auch zum Gerben.)
Die gewonnene Droge wirkt adstringierend, fiebersenkend, narbenbildend (wundheilend) und tonisch. Der Geschmack der ist bitter herb und adstringierend, der Geruch ist angenehm.
Die Erle wird in der Naturheilkunde innerlich und äußerlich angewendet. Sie wird eingesetzt bei: Angina, Halsweh, Hautgeschwür, Mund, Stillen, Schürfwunden, Wunden.
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Essbarkeit & Verwendung in der Küche
Blätter: Die Erle ist eine gerbstoffhaltige, bittere Pflanze, die sich, wenn überhaupt, nur in geringen Mengen als Beigabe für Gemüse und Feinschnittkräutermischungen sinnvoll nutzen lässt. Hierfür werden die ganz jungen (März bis Mai) Blätter genutzt. Diese sollten noch so weich sein, dass sie sich zwischen den Fingern zerreiben lassen.
Da es viele Pflanzen und Bäume gibt die wesentlich besser nutzbar sind, sollen folgende Beispiele nur zeigen, dass selbst wenig geeignete Vertreter Material für die menschliche Ernährung bieten können.
Es wird beschrieben dass sich die herben Blätter zu Gemüsechips, Bratling-Beigabe sowie Nuss- und Bittergemüse verarbeiten lassen. Getrocknet und vermahlen können sie als Streckung für Mehl genutzt werden. Sie eigenen sich auch als Bittergewürz in Kräuterölansätzen bzw. getrocknet als Vorratsgewürz.
Blüten: xxx
Früchte: Die unreifen, also noch weichen Früchte, können als Aromageber in Kräuteressig oder Kräuteröl eingelegt werden. Getrocknet und fein gemahlen dienen sie als Würze für Wildkräutersalz oder als Trockengewürz.
Geschmack: Bitter;
Tauglichkeit für Grüne-Smoothies: Sie könnte als „nicht existent“ 😉 beschrieben werden;
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Eigenschaften & Verwendung des Holzes
Das Holz der Schwarz-Erle ist weich und von gleichmäßiger, feiner Struktur. Es hat eine Rohdichte von 550 kg/m3 bei einer Holzfeuchte von 12 bis 15 % und gehört damit zu den mittelschweren einheimischen Holzarten.
Eigenschaften: Das Holz ist wenig fest und wenig elastisch und in diesen Eigenschaften vergleichbar mit Lindenholz. Der Witterung ausgesetzt oder bei Kontakt mit der Erde ist es wenig dauerhaft, hat aber unter Wasser verbaut eine ähnlich hohe Dauerhaftigkeit wie Eichenholz.
Bearbeitung: Das Holz ist einfach zu bearbeiten und kann mühelos gesägt, gemessert und geschält werden und es lässt sich gut fräsen, drechseln und schnitzen. Schrauben halten gut und es kann gut verleimt werden, jedoch ist das Holz wenig nagelfest und neigt beim Nageln zum Splittern. Die Oberflächenbehandlung, zum Beispiel durch Polieren, Beizen oder Lackieren, ist unproblematisch. Bei Kontakt mit Eisen entstehen bei Feuchtigkeit graue Verfärbungen, auch das Eisen selbst korrodiert. Auch verhält sich Erlenholz stark reaktiv in Kontakt mit Zement.
Die extreme Haltbarkeit des Erlenholzes unter Wasser wurde schon vor mehr als 4000 Jahren von den Erbauern der jungsteinzeitlichen Pfahlbauten am Bodensee und am Federsee erkannt und genutzt. In den schlammigen Grund gerammte Erlenstämme bildeten das Stützgerüst der Pfahlbausiedlungen. Auch Venedig und Alt-Amsterdam stehen zum Teil auf Erlenstämmen. Aufgrund seiner guten Bearbeitbarkeit wurde Erlenholz häufig zur Herstellung von Holzschuhen verwendet.
Verwendung: Das Holz der Schwarz-Erle wird als Massivholz in der Kunst- und Möbeltischlerei verwendet. Die Erle liefert ein hochwertiges Blindholz für Möbel und Innenausbauten. Aufgrund der guten Beizbarkeit wird Erlenholz auch zur Imitation von Edelhölzern verwendet. Aus Erlenholz werden spezielle Varianten von Holzkohle hergestellt, die als Zeichenkohle, Lötkohle und Laboratoriumskohle eingesetzt werden. Auch bei der Herstellung von Bleistiften wird neben dem Holz der Zeder und der Weymouth-Kiefer Erlenholz verwendet. Es wird zur Herstellung von Spanplatten eingesetzt. Für die Papierherstellung eignet es sich jedoch durch die starke Färbung aufgrund von Oxidationvorgängen nicht.
Geschichtliches zu diesem Baum
Die Schwarz-Erle ist ein ausgesprochener Frühblüher, sowohl die männlichen als auch die weiblichen Blütenstände werden schon im Vorjahr angelegt, und die Bestäubung findet vor der Entfaltung der Blätter statt. Die männlichen Blüten eines Baumes entwickeln sich dabei deutlich vor den weiblichen (Proterandrie). Nach milden Wintern kann die Schwarz-Erle schon im Januar zu blühen beginnen.
Mehrere Orte mit den Präfixen erl-, erle- und erlen- sind nach der Erle benannt, so Erlach, Erlbach oder Irlach. Es wird vermutet, dass einige dieser Orte auf keltische Kultstätten zurückgehen, da die Kelten die Erle verehrten.
Die Rinde und die Blütenstände werden aufgrund ihres Gerbstoffgehalts zum Gerben verwendet, aus den Zapfen wurde Tinte hergestellt. Die Schwarz-Erle zählte zu den traditionellen Färbebäumen, aus den Blüten wurden grüne und aus den Zweigen braune Farbstoffe gewonnen. Die Borke wurde zusammen mit Eisenteilen über Wochen in Wasser gelagert und die daraus entstehende Substanz wurde zum Schwarzfärben von Leder verwendet.
Schwarz-Erlen werden zur Verhinderung von Wassererosion gepflanzt und dienen auch zur Befestigung von Bach- und Flussufern. Durch die bodenverbessernden Eigenschaften werden sie auch in landwirtschaftlichen Mischkulturen eingesetzt, so zum Beispiel zusammen mit Hirse.
Videobeitrag zu „Schwarz-Erle“
Noch mehr Informationen und Bestimmungsvideos zur Schwarz-Erle findest du im YouTube-Kanal von pflanzen-vielfalt.NET. Durch kurze Videos kannst du den gesamten Lebenszyklus dieses Baumes/Strauches verfolgen. Außerdem kannst du viele weitere heimische (essbare) Wildkräuter, Bäume und Sträucher in ihrem Werden und Vergehen kennen und bestimmen lernen.
Quellen und weitere Informationen
- Enzyklopädie Essbare Wildpflanzen – von Steffen Guido Fleischhauer
- Essbare Wildpflanzen – 200 Arten bestimmen und verwenden
- Kosmos-Baumführer – 370 Bäume und Sträucher (Mitteleuropa)
- de.wikipedia.org – voll mit Baum & Strauch-Wissen
- www.biolib.de (Illustrationen von Bäumen & Sträuchern)
- www.baumkunde.de – Baumarten Datenbank
- www.floraweb.de – Botanikseite vom Bundesamt für Naturschutz (BfN)
- viele weiter Webseiten & Bücher/Büchlein über Bäume und Sträucher
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