Vogel-Kirsche – Bestimmen/Erkennen, sammeln und verwenden
Steckbrief, Bilder & Beschreibung des Baumes/Strauches sowie seiner essbaren Teile und deren Nutzen für Ernährung und Gesundheit
Die Vogel-Kirsche (Prunus avium) ist eine Pflanzenart aus der Gattung Prunus in der Familie der Rosengewächse (Rosaceae). Der Namenszusatz avium leitet sich vom lateinischen Wort avis für Vogel ab und bezieht sich auf die Früchte, die gern von Vögeln gefressen werden. Doch auch der Mensch isst gerne die Früchte der Vogel-Kirsche, insbesondere die von Zuchtformen. Essbar/essbare Teile!
Informationskategorien zu diesem Baum/Strauch
Baum-Steckbrief „Vogelkirsche“
Botanischer Name: Prunus avium
Deutscher Name: Vogel-Kirsche
Familie: Rosengewächse (Rosaceae)
Gattung: Prunus
Art: Vogelkirsche
Weitere Synonyme/Volksnamen: Süß-Kirsche, Süßkirsche, Vogel-Kirsche, Vogelkirsche;
Blätter: Blätter mit 2-4 cm langem Blattstiel, lang zugespitzt, etwas 7.12 cm lang und 6 cm breit. Oberseits kahl, etwas glänzend frischgrün, unterseits nur auf den Blattnerven leicht behaart. An der Basis der Blattspreite 2-4 sehr auffällige, meist kirschrote Nektardrüsen. Intensive Herbstfärbung (rot und gelb).
Blüten & Blütenfarbe: Erscheinen kurz vor der Blattentfaltung zu 2-3 an belaubten Kurztrieben. Kronblätter reinweiß.
Hauptblütezeit: April/Mai;
Früchte/Samen: Steinfrüchte kugelförmig, ca. 1 cm dick, lang-gestielt, schwarz-rot, mit 1-samigem Steinkern.
Fruchtreife/Erntezeit: Juli;
Vorkommen: Das natürliche Verbreitungsgebiet umfasst das submeridionale bis gemäßigte Europa, die nördliche Türkei, Kaukasien, Transkaukasien und den nördlichen Iran. Die nördliche Verbreitungsgrenze liegt im Westen Europas bei ungefähr 54° nördlicher Breite, im Osten auf einer Linie von Minsk über Kursk und Woronesch bis Rostow und im südlichen Mittelasien. In Skandinavien ist die Nordgrenze aufgrund der Schwierigkeit, Wild- und Kulturformen zu unterscheiden, unklar. Eingebürgert wurde die Vogel-Kirsche in Nordafrika, im südlichen Turkestan, Vorderindien und im östlichen Nordamerika.
Verbreitungsschwerpunkt: Die Wilde Vogel-Kirsche wächst in krautreichen Laub- und Nadelmischwaldgesellschaften wie Eichen-Hainbuchen-, Buchen-, Ahorn-Linden-Steilhang- oder Erlen-Ulmen-Wäldern. In anderen Waldgesellschaften kommt sie meist nur beigemischt vor.
Die Vogel-Kirsche ist als wärmeliebendes Halbschattengewächs außerdem an Waldrändern, in Hecken, auf Steinrücken, in Holunder-Kirschen-, Schneeball-Hartriegel- und Schlehen-Gebüschen sowie in höheren Lagen auch in den Vorwaldgesellschaften von Rotbuchenwäldern zu finden. Die bevorzugten Böden sind frische (sickerfeuchte), mittel- bis tiefgründige, nährstoff- bis basenreiche Lehm- oder Mullböden.
Wuchsform: sommergrüner Baum;
Wuchshöhe: bis zu 30 Meter;
Typisch: Die reinweißen Blüten erscheinen vor dem Laub.
Rinde/Borke: Anfänglich glatte und glänzende Ringelborke, mit langen waagrechten Korkwarzenbändern;
Alter: 80 bis 90 Jahre (Einzelexemplare etwas über 100 Jahre);
Sammelgut/essbare Teile: Früchte, Blätter, Blüten;
Energiereiche Teile: Früchte;
Inhaltsstoffe: Kalium, Calcium, Vitamin C, Provitamin A, organische Säuren, Gerbstoffe, ätherisches Öl, Harz, Pektin, Zucker und Enzyme.
Prozessierung: kann roh verwendet werden.
Verwechslungsgefahr: Von der Wildform Wilde Vogel-Kirsche (Prunus avium subsp. avium) sind die Zuchtformen Knorpel-Kirsche (Prunus avium subsp. duracina) und Herz-Kirsche (Prunus avium subsp. juliana) abgeleitet. Diese kultivierten Formen sind vor allem durch größere Blätter sowie größere und süßere Früchte ausgezeichnet und werden im Allgemeinen als Süßkirsche bezeichnet.
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Bestimmung/Beschreibung des Baumes
Erscheinungsbild/Eigenschaften: Die Vogel-Kirsche ist ein sommergrüner Baum, der Wuchshöhen von 15 bis 20, selten bis zu 30 Metern erreicht. Die Rinde junger Zweige ist anfangs grün, kahl, glatt, lederartig, glänzend und später rötlich-grau gefärbt. Sie enthält breite, rostfarbene Lentizellen und es sind Querstreifen erkennbar. Die schwärzliche Borke löst sich waagrecht langsam ab und wird „Ringelborke“ genannt.
Ihre Krone ist breit kegelförmig. Die Zweige sind dick und reichlich mit Kurztrieben versehen. An Langtrieben befindet sich eine Endknospe. Die Winterknospen sind eiförmig-ellipsoid.
Blätter: Die wechselständig an den Zweigen angeordneten Laubblätter sind in Blattstiel und Blattspreite gegliedert. Der 2 bis 7 Zentimeter lange, unbehaarte Blattstiel besitzt an seinem oberen Ende zwei rötliche Nektardrüsen. In der Knospenlage ist die Blattspreite gefaltet. Die einfache Blattspreite ist mit einer Länge von 3 bis 15 Zentimetern und einer Breite 2 bis 7 Zentimetern verkehrteiförmig-elliptisch bis elliptisch-eiförmig und am oberen Ende mehr oder weniger lang zugespitzt. Die Basis der Blattspreite ist keilförmig bis gerundet. Der Blattrand ist unregelmäßig und grob doppelt gesägt mit drüsigen Spitzen. Die Blattoberseite ist kahl und frischgrün, auf der dunkler grünen Blattunterseite sind die Nerven anfangs leicht behaart. Es sind sieben bis zwölf Seitennerven auf jeder Seite der Hauptnerves vorhanden. Die Herbstfärbung des Laubes ist intensiv rot und gelb. Die zwei linealen Nebenblätter sind etwa 1 Zentimeter lang mit drüsig gesägten Rändern.
Blüte: An Kurztrieben wird ein kleiner, fast sitzender, doldiger Blütenstand gebildet, der nur meist drei bis vier (zwei bis sechs) Blüten enthält. Dieser weist am Grund kleine, nicht laubblattartige Knospenschuppen auf. Während der Blütezeit sind die inneren Knospenschuppen zurückgeschlagen. Die Blüten erscheinen zusammen mit den Blättern etwa von April bis Mai. Der abstehende Blütenstiel ist kahl und 2 bis 6 Zentimeter lang.
Die zwittrige Blüte ist bei einem Durchmesser von 2,5 bis 3,5 Zentimetern radiärsymmetrisch und fünfzählig mit doppelter Blütenhülle. Der kahle Blütenbecher (Hypanthium) ist kelchförmig und etwa 5 Millimeter × 4 Millimeter groß. Die fünf ganzrandigen, lang elliptischen, kahlen und rötlich gefärbten Kelchblätter sind etwa so lang wie der Blütenbecher und nach dem Abblühen zurückgekrümmt. Die fünf freien, weißen Kronblätter sind ganzrandig, verkehrt-eiförmig und 9 bis 15 Millimeter lang. Die ungefähr 20 bis 34 Staubblätter sind kürzer als die Kronblätter. Die Staubbeutel sind gelb. Der einkammerige Fruchtknoten ist mittelständig, also nicht mit dem Blütenbecher verwachsen. Der kahle Griffel ist etwa so lang wie die Staubblätter.
Die Blütezeit reicht von April bis Mai. Bei einer älteren, frei stehenden Vogel-Kirsche können gleichzeitig bis zu einer Million Blüten blühen.
Früchte/Samen: Der Fruchtstiel ist nickend. Die Steinfrüchte sind bei einem Durchmesser von 6 bis 25 Millimetern fast kugelig bis ellipsoid oder eiförmig. Das „Fruchtfleisch“ ist süß, bei den Wildformen leicht bittersüß. Beim länglich-eiförmigen und glatten Steinkern reicht die Länge von 7 bis 9 Millimeter bei den Wildformen bis zu 9 bis 16 Millimeter bei den kultivierten Formen. Das Endokarp ist glatt. Die Früchte reifen etwa von Juni bis Juli und färben sich dann in schwarzrot.
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Heilwirkung & medizinische Nutzung
Pflanzenheilkundlich finden Blätter, Blüten und Rinde Erwähnung. Auch die Stiele finden als harntreibendes Mittel Verwendung. Die innerliche Anwendung der Früchte wirkt adstringierend, blutbildend und harntreibend. Außerdem soll die Anwendung positiv auf Husten, Fieber, Durchfall, Ödeme und Nervosität wirken.
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Essbarkeit & Verwendung in der Küche
Blätter: Die jüngsten Blätter nutzt man im April (in kleinsten Mengen) als Aroma für verschiedene Saucen. Getrocknete Blätter können als Teebeigabe genutzt werden.
Blüten: Sie lassen sich kandieren oder, getrocknet, Teemischungen beigeben.
Früchte: Die im Juni bis Juli zu erntenden Früchte dienen frisch als Nascherei, für Fruchtsäfte, Gelees und Marmeladen. Aber auch zu Kompott, Spiritousen, Weinen und Essig werden sie verarbeitet. Man kann die Früchte auch für eine Teebereitung trocknen.
Geschmack: Die Früchte können sich im Geschmack beträchtlich unterscheiden (süß bis bitter). Die Blätter erinnern entfernt an Mandeln.
Tauglichkeit für Grüne-Smoothies: das Grün der Vogel-Kirsche kann getrost vergessen werden 😉, die Früchte sind jedoch eine leckere saisonale Fruchtbeigabe.
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Eigenschaften & Verwendung des Holzes
Kirschholz ist mittelschwer und gilt als fest und zäh. Es verfügt über gute Elastizitäts- und Festigkeitseigenschaften. Es neigt zum Schwinden, weist aber nach der Trocknung ein gutes Stehvermögen auf. Es ist nicht witterungsbeständig. Beim Kontakt mit Eisen und schwächer beim Kontakt mit Kupfer oder Messing können Verfärbungen auftreten.
Das Holz läßt sich leicht und sauber bearbeiten.
Es ist gut zu schneiden, zu hobeln, zu profilieren und auch zu messern und zu schnitzen. Gedämpft läßt es sich sehr gut biegen. Das beizen, färben und polieren bereitet keine Schwierigkeiten. Verbindungen mit Schrauben oder Nägeln und Verleimungen sind problemlos.
Anwendungen: Innenausbau, Decken- und Wandbekleidungen, Türen, Treppen, Einbaumöbel, Schnitz- und Drechslerarbeiten, Gebrauchs- oder Ziergegenstände, Musikinstrumentenbau;
Geschichtliches zu diesem Baum
Es gibt zahlreiche Sorten der Kirsche!
Videobeitrag zu „Vogelkirsche“
👉 Tipp: Im YouTube-Kanal von pflanzen-vielfalt.NET findest du eine Menge (kommentierter) Videos, die die Bestimmung von vielen weiteren heimischen (essbaren) Wildkräutern, Bäumen und Sträuchern erleichtern.
Quellen und weitere Informationen
- Enzyklopädie Essbare Wildpflanzen – von Steffen Guido Fleischhauer
- Essbare Wildpflanzen – 200 Arten bestimmen und verwenden
- Kosmos-Baumführer – 370 Bäume und Sträucher (Mitteleuropa)
- de.wikipedia.org – voll mit Baum & Strauch-Wissen
- www.biolib.de (Illustrationen von Bäumen & Sträuchern)
- www.baumkunde.de – Baumarten Datenbank
- www.floraweb.de – Botanikseite vom Bundesamt für Naturschutz (BfN)
- viele weiter Webseiten & Bücher/Büchlein über Bäume und Sträucher
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